Transplantation – Chance auf ein neues Leben
Erfahren Sie mehr über persönliche Schicksale im Zusammenhang mit Organspende und Transplantation. Lesen Sie Geschichten von schwerkranken Menschen, denen durch eine Transplantation die Chance auf ein Weiterleben geschenkt wurde.
Mukoviszidose-Patientin lebt mit Niere der Mutter
Nachdem Dominique Emrich aufgrund ihrer Krankheit eine Lunge transplantiert bekommen hatte, verschlechterte sich durch die vielen Medikamente ihre Nierenfunktion dramatisch. Die Dialyse-Behandlungen schränkten ihr Leben stark ein. Für ihre Mutter gab es nur eine Entscheidung. Die Landesschau Rheinland-Pfalz vom 3. Juni 2022 zeigt die enge Mutter-Tochter-Beziehung, die durch die Organspende nun noch tiefer geht.
Mohammad Abdelal lebte eine Zeitlang ohne Nieren
2015 flüchtete Mohammad Abdelal zusammen mit seiner Tante und seiner Schwester vor dem Krieg in Syrien. Er hatte eine schwere Nierenkrankheit, wodurch sein Blut nicht richtig gefiltert wurde und sich Wasser und Giftstoffe in seinem Körper angesammelt hatten. Schon in Syrien hatte man ihm eine Niere entfernt und ihm gesagt, er würde nur noch drei oder vier Monate leben, wenn seine Nierenerkrankung nicht bald behandelt würde. Bis heute weiß Mohammad Abdelal nicht, wie er die schwere Reise nach Deutschland in seinem Zustand geschafft hat.
Nach der Ankunft wohnte die Familie einige Zeit in der Nähe von Göttingen und Mohammad Abdelal musste dreimal pro Woche für vier bis fünf Stunden zur Dialyse. Da wurde sein Blut in einem Apparat – einer Art künstlichen Niere – gefiltert. Er hatte häufig Kopfschmerzen und Krämpfe, doch das hat ihn nicht davon abgehalten, Deutsch zu lernen und sich mit Musik zu beschäftigen. Nach einem Umzug wurde Mohammad Abdelal in Münster weiterbehandelt. Es ging ihm aber immer schlechter. Irgendwann wurde auch seine zweite Niere entfernt und er wurde auf die Warteliste für Organtransplantationen gesetzt.
Das Leben ohne Nieren war furchtbar für Mohammad. Er fühlte sich schwach und hatte immer einen extrem niedrigen Blutdruck. Dann bekam er „die beste Nachricht meines Lebens“: Man hatte endlich einen geeigneten Organspender für ihn gefunden und am 11. Juli 2019 bekam er zwei neue Nieren transplantiert.
Seitdem hat sich in Mohammad Abdelals Leben sehr viel geändert. Es geht ihm gut und seit er nicht mehr dauernd zur Dialyse muss, hat er mehr Zeit für sein großes Hobby, die Musik. Er spielt Keyboard, Gitarre und Trompete und rappt auch selbst. Vor kurzem ist er an den Beinen operiert worden und darf deshalb noch nicht arbeiten. „Aber sobald es mir der Arzt erlaubt, will ich eine Ausbildung machen, am liebsten als Tontechniker oder Musikinstrumentenbauer“, sehnt er sich. „Das wäre mein Traum!“
Mariele Höhn feiert zwei Mal im Jahr Geburtstag
Es begann 1977 mit einem Zufallsbefund. Bei einer Routineuntersuchung des Blutes wurden erhöhte Leberwerte festgestellt. Mariele Höhn war zu diesem Zeitpunkt 28 Jahre alt. Nachdem sich die Werte über mehrere Wochen nicht besserten, überwies ihr Hausarzt sie ins Krankenhaus zur weiteren Abklärung. In den nächsten Jahren stellte sie sich bei verschiedenen Spezialisten vor und verbrachte viel Zeit in Kliniken. Sie durchlebte gesundheitliche Höhen und Tiefen, bis sie nach fünf Jahren endlich die genaue Diagnose erhielt: „Primäre Sklerosierende Cholangitis“. Dies ist eine Autoimmunerkrankung der inneren und äußeren Gallenwege, die zur Leberzirrhose, also einer Zerstörung des Lebergewebes, führt. Der große Schock kam mit der Aussage des Arztes, dass die Erkrankung nicht heilbar sei. Er gab ihr höchstens noch eineinhalb Jahre Lebenszeit.
Doch eine so genannte „Entlastungsoperation“, die mittels Bypass einen Abfluss der Gallenflüssigkeit ermöglicht, brachte ihr Aufschub. Zwei Jahre nach dieser OP wurde Mariele Höhn sogar schwanger, obwohl die Ärzte davon abgeraten hatten. Doch es ging ihr gut. Allerdings verschlechterte sich nach der Geburt ihr Zustand wieder und sie war gezwungen, sich intensiv mit dem Thema Transplantation zu beschäftigen. Im Juni 1990 wurde sie auf die Warteliste für eine Spenderleber gesetzt.
Es dauerte fast ein Jahr, bis der erlösende Anruf kam. Dann musste alles ganz schnell gehen. Sie musste mitten in der Nacht Abschied von ihren Lieben nehmen. Zum Glück schlief ihre kleine Tochter, denn sonst wäre alles noch schlimmer gewesen. Schließlich war Mariele Höhn klar, dass eine Transplantation kein Spaziergang ist und man nie weiß, ob man sich noch einmal wiedersieht. Aber es war die einzige Chance, um weiterleben zu können. Per Krankenwagen und Flugzeug wurde sie zur Transplantation nach Hannover gebracht.
Dank der implantierten neuen Leber ging es langsam aufwärts – zunächst sah alles gut aus. Bis Mariele Höhns Blutwerte und auch ihr Allgemeinzustand wieder schlechter wurden. Drei Wochen nach der OP brach sie plötzlich zusammen. Sie litt unter akuter Atemnot, Fieber und unerträglichen Schmerzen. Grund war eine Sepsis, also eine systemische Entzündungsreaktion im ganzen Körper. Ein lebensbedrohlicher Zustand. Noch in der gleichen Nacht wurde sie notoperiert. Es dauerte noch mehrere Monate, bis sie endlich wieder nach Hause durfte. Dort ging es langsam bergauf – nicht zuletzt war sie überglücklich, wieder mit ihrer Tochter zusammen sein zu können.
30 Jahre sind seit der Transplantation vergangen. Trotz regelmäßigen Arztbesuchen, gelegentlichen Aufenthalten in der Klinik und kleinen gesundheitlichen Rückschlägen hat Mariele Höhn viel Freude an dem geschenkten Leben. Sie ist ihrem Organspender ewig dankbar. Am 31. Mai – dem Jahrestag der Transplantation – feiert sie ihren 2. Geburtstag und zündet auch immer eine Kerze für ihren Lebensretter an.
Gerd Hunsinger wartete acht Jahre auf eine Spenderniere
Bereits im Alter von zehn Jahren wurde bei Gerd Hunsinger eine chronisch degenerative Nierenerkrankung diagnostiziert. Damals konnte der Entzündungsprozess durch eine Cortisontherapie gestoppt werden. Da sich der Junge noch im Wachstum befand, bildete sich neues Nierengewebe. Mehrere Jahre lang nahm er Medikamente ein. Als Jugendlicher schien die Sache überstanden: Er war beschwerdefrei und auch die Blutwerte hatten sich normalisiert.
Als der Rückfall einsetzte, war Gerd Hunsinger Mitte zwanzig, verheiratet und Student der Betriebswirtschaftslehre. Die Symptome kannte er schon aus der Kindheit: Blut im Urin, hoher Blutdruck und stark erhöhte Kreatininwerte. Nachdem er über mehrere Jahre medikamentös behandelt werden konnte, war 1999 die Einleitung einer Dialyse, also einer künstlichen Blutreinigung, unausweichlich. Die Nachricht kam jedoch zur Unzeit: Das Ehepaar Hunsinger plante den Bau eines Eigenheims und erwartete Nachwuchs.
Der Nierenerkrankte entschied sich für die Peritoneal-(=Bauchfell-)dialyse*, die meist im häuslichen Umfeld durchgeführt werden kann. Der behandelnde Arzt von der Uniklinik in Homburg plädierte für einen rechtzeitigen Beginn der Ersatztherapie, damit Gerd Hunsinger das Verfahren bei der Geburt schon beherrsche. Gesagt getan: Im Juni 1999 wurde der Katheter für die Dialyse implantiert, Start der Dialyse war im Juli. Am 6. August wurde Sohn David geboren und Gerd Hunsinger konnte bei der Entbindung dabei sein.
Unmittelbar mit Dialysebeginn ließ sich Gerd Hunsinger auf die Warteliste für ein Spenderorgan setzen. Mit der Dialyse kam er gut klar. Vier- bis fünfmal pro Tag musste er die Dialyseflüssigkeit wechseln – das dauerte jeweils etwa eine halbe Stunde. Dank der Unterstützung von Familie und Freunden, aber auch des Arbeitgebers und der Kollegen, konnte er die Behandlungen in seinen privaten und beruflichen Alltag integrieren. Nach vier Jahren wurde das Dialyseverfahren umgestellt: Der Wechsel der Dialyseflüssigkeit erfolgte vollautomatisch während er schlief.
Auch wenn Gerd Hunsinger unter gravierenden Begleiterscheinungen der Dialyse litt – schmerzende Gelenke, massiver Juckreiz, Spannen und Kribbeln in den Beinen (Restless-Leg-Syndrom), Überfunktion der Nebenschilddrüsen – ist er dankbar, dass er mit der Dialyse die fast achtjährige Wartezeit auf eine Spenderniere überbrücken konnte. Am 4. April 2007 konnte endlich die erhoffte Transplantation durchgeführt werden. Die Operation verlief erfolgreich. Nach sechs Monaten wurde ein malignes Lymphom am Hals diagnostiziert – eine seltene Nebenwirkung der Transplantation. Doch auch diesen Einschlag hat Gerd Hunsinger überwunden. In der Rückschau sagt er: „Ich habe viel Glück gehabt“.
* Die Peritonealdialyse ist eine Form der künstlichen Blutwäsche. Sie ermöglicht eine langfristige Therapie bei chronischem Nierenversagen. Hierbei übernimmt das gut durchblutete Bauchfell die Filterfunktion.
Rebecca Jung wurde schon zweimal transplantiert
Rebecca Jung hatte von Geburt an einen Gendefekt, der dazu führte, dass ihre Leber nicht richtig arbeitete. „Glykogenose 1a“ heißt diese Stoffwechselkrankheit. Schon als kleines Kind fühlte Rebecca sich häufig schwach und musste streng Diät halten. Mit 13 Jahren wurden ihre Leberwerte so schlecht, dass ein Spezialist ihr und ihren Eltern schließlich zu einer Transplantation riet.
Doch ein passendes Spenderorgan gab es nicht, und so ließen ihre Eltern testen, ob sie für eine Lebendspende geeignet sein könnten. Rebeccas Vater kam dafür tatsächlich in Frage und so wurde ihr im Dezember 2009 ein Teil seiner Leber transplantiert.
Die nächsten drei Jahre waren ein ständiges Auf und Ab. Es ging Rebecca Jung nicht gut und sie verbrachte einen großen Teil ihrer Zeit in Arztpraxen und im Krankenhaus. Ihre Leberwerte wurden immer schlechter und bald war klar, dass sie erneut transplantiert werden musste. Sie kam auf die Warteliste, aber es war nicht absehbar, wann eine passende postmortale Spenderleber für sie zur Verfügung stehen würde. Die Zeit drängte. Da ihr Vater kein zweites Mal spenden konnte, schenkte ihr Onkel Rebecca schließlich einen Teil seiner Leber.
Die zweite Transplantation ist nun schon einige Jahre her. Rebecca Jung geht es gut und sie fühlt sich fit. Sie ist unglaublich dankbar für die Geschenke ihrer Familie, denn ohne sie würde es sie nicht mehr geben. Organspende ist ein wichtiges Thema für Rebecca Jung und es hat in ihr den Wunsch geweckt, anderen mit ähnlichen Erfahrungen zu helfen. Deshalb arbeitet sie jetzt bei der Kinderhilfe Organtransplantation. „Wir müssen über Organspende reden, denn sie kann lebensrettend sein“, sagt sie.
Sabine Kirrstein gewann neue Lebensqualität durch eine Herztransplantation
Schon als Kind spürte sie, dass ihr Herz nicht ganz gesund war. Bei Anstrengung oder Schlafmangel schlug es viel zu schnell und Sabine Kirrstein war dann stundenlang erschöpft und entkräftet. Als Ursache wurde eine Reizleitungsstörung vermutet. Zwar durfte sie wegen ihrer Erkrankung nicht am Schulsport teilnehmen, hielt sich aber in ihrer Freizeit körperlich fit – mit Tanzkursen, beim Fahrradfahren oder Tennis spielen. Hier konnte sie sich ihr Tempo und ihre Kräfte selbst einteilen.
Sabine Kirrstein war Mitte 20, als sie innerhalb kurzer Zeit stark zunahm. Trotz strikter Diät ging es ihr immer schlechter und sie bekam schon bei der geringsten Anstrengung Luftnot. „Es fühlte sich an, als hätte ständig ein fünf Kilogramm schwerer Sandsack auf meiner Brust gelegen,“ erzählt sie. In tiefergehenden Untersuchungen wurde festgestellt, dass sie unter einer rechtsventrikulären Dysplasie litt. Durch Einlagerung von Bindegewebe und Fettablagerungen im Muskelgewebe der rechten Herzkammer konnte das Herz nicht mehr richtig pumpen, so dass sich Wasser im Körper staute.
Unter medikamentöser Therapie und einer strikten Begrenzung der täglichen Flüssigkeitszufuhr auf eineinhalb Liter am Tag fühlte sie sich bald besser und wollte ein halbes Jahr später Urlaub in der Dominikanischen Republik machen. Doch schon am Flughafen war die Reise zu Ende: Akuter Herzstillstand. Sie überlebte dank des schnellen Eingreifens ihres Vaters, eines Internisten. Trotz implantiertem Herzschrittmacher samt Defibrillator verstärkte sich die Luftnot bald wieder dramatisch und sie war körperlich nicht mehr belastbar. Ganze Tage lag sie nur im Bett oder auf dem Sofa. Schließlich wurde sie im März 2001 in die Herzklinik nach Bad Oeynhausen überwiesen. Der Schock war groß, als Sabine Kirrstein realisierte, dass eine Herztransplantation unausweichlich war. Sowohl die Pflegekräfte auf der Transplantationsstation als auch ihre Familie halfen ihr, durch manch schwere Stunden. Die Hoffnung gab sie jedoch nie auf.
Die junge Frau hatte Glück. Schon im April 2001 stand ein geeignetes Spenderherz zur Verfügung. Aufgrund ihres schlechten Gesundheitszustands war sie bereits im Krankenhaus in Bad Oeynhausen, als der behandelnde Arzt abends um 23 Uhr in ihr Zimmer kam und die frohe Botschaft überbrachte. Mit ihren Eltern und ihrem Verlobten konnte sie vor der OP nur noch telefonieren. Sie beendete das Gespräch mit den Worten: „Wir sehen uns morgen“. Doch insgeheim hatte sie Sorge, nach der OP nicht mehr aufzuwachen. Aber alles verlief nach Plan. Vier Wochen später durfte die damals 28-Jährige das Krankenhaus verlassen und zwei Monate nach der OP konnte sie schon eine Fahrradtour von 20 km Länge machen.
Sabine Kirrstein ist ihrer Spenderin unendlich dankbar. Durch die Transplantation hat sich ihre Lebensqualität deutlich verbessert. Sie tut einiges dafür, um ihr Geschenk des Lebens zu bewahren: Gewissenhafte Medikamenteneinnahme, sorgfältige Hygiene, keimarme Ernährung und ein regelmäßiges Fitnessprogramm gehören für sie zum Alltag und sind unverzichtbar, um den Gesundheitsstatus aufrecht zu erhalten.
Rosemarie Krämer erhielt ein Geschenk von unschätzbarem Wert
Ihre Mutter und ihre Schwester hatten Zystennieren. Auch weitere Verwandte litten unter chronischen Nierenerkrankungen. Die Wahrscheinlichkeit war groß, dass auch Rosemarie Krämer betroffen sein würde. Tatsächlich, mit Anfang 20 erhielt sie die Diagnose. Beschwerden hatte sie zu diesem Zeitpunkt keine, jedoch mussten Blut- und Urinwerte regelmäßig kontrolliert werden. Um die Krankheit nicht an die nächste Generation weiterzuvererben, rieten die Ärzte dringend von einer Schwangerschaft ab.
Die krankheitsbedingten Veränderungen bei Zystennieren entwickeln sich meist erst im Laufe des Lebens und führen zu steigenden Kreatininwerten.* Rosemarie Krämer war 50 Jahre alt, als die Werte in kritische Bereiche kamen. An die Dialyse zu müssen, war für die Apothekerin jedoch eine Horrorvorstellung, da die Dialyse bei ihrer Mutter und bei ihrer Schwester nicht komplikationsfrei abgelaufen war. Trotz jahrelanger nierenschonender Diät sammelte sich zunehmend Flüssigkeit im Gewebe und Rosemarie Krämer nahm deutlich an Gewicht zu. Die Schwellungen, insbesondere an Füßen und Beinen, waren schließlich so belastend, dass sie zur Dialyse bereit war.
Entgegen ihren Befürchtungen lief die Dialyse bei Rosemarie Krämer reibungslos. Montag, Mittwoch und Freitag waren fest dafür eingeplant. Dank Abenddialyse und einem kooperativen Chef konnte sie die zeitaufwändige Behandlung und ihren Beruf gut miteinander vereinbaren. Ihr Schicksal hatte sie angenommen und versucht, sich trotz der Einschränkungen so viel Normalität im Leben zu bewahren wie möglich.
Mit Dialysebeginn im Herbst 2007 wurde Rosemarie Krämer auf die Warteliste für eine Nierentransplantation gesetzt. Es dauerte neun Jahre, bis der ersehnte Anruf kam. Dieser erreichte sie mittags während der Arbeit. Sie fuhr kurz nach Hause, um ihre Sachen zu packen und dann direkt in die Mainzer Uniklinik. Es erfolgten letzte Untersuchungen und abends die Transplantation. Nach 12 Tagen konnte sie die Klinik wieder verlassen. Aus Sorge vor einer Infektion – die Transplantation erfolgte im November, während der Haupterkältungszeit – lebte die Apothekerin das erste Vierteljahr sehr zurückgezogen. Danach hat sie sich das Leben Stück für Stück zurückerobert und nach sechs Monaten durfte sie auch wieder in der Apotheke arbeiten. Die zurückgewonnenen Freiheiten genießt sie.
Rosemarie Krämers Niere gehörte einem jungen Mann. Ihr neues Organ kann sie in großer Dankbarkeit annehmen, da sie weiß, dass ihr Spender nicht für sie gestorben ist, sondern er bzw. seine Familie sich zur Organspende entschieden hat. Ein halbes Jahr nach der Transplantation hat sie den Angehörigen einen Brief geschrieben. Sie hofft, dass sie die richtigen Worte gefunden hat, um sich für dieses Geschenk von so unschätzbarem Wert zu bedanken.
* Kreatinin wird über die Nieren ausgeschieden. Bei eingeschränkter Nierenfunktion ist die Kreatinin-Konzentration im Blutserum erhöht.
Alexandra Winter bekam mit 15 ein neues Herz
Ihren Bachelor in Psychologie hat die junge Frau im Frühjahr 2017 abgeschlossen. Auch ein Auslandssemester in Australien hat sie schon absolviert. Alexandra Winter führt – wie viele andere in ihrem Alter – ein unbeschwertes Leben als Studentin. Heute erinnert nur eine Operationsnarbe noch an das, was sie sechs Jahre zuvor durchgemacht hat.
Es begann Ende Februar 2011 mit einer scheinbar hartnäckigen Erkältung. Die damals 15-jährige Gymnasiastin, die bis dahin immer kerngesund gewesen war, fühlte sich längere Zeit schlapp und kraftlos. Schließlich ergab ein Bluttest die Diagnose Pfeiffersches Drüsenfieber. Der Allgemeinzustand der Schülerin verschlechterte sich zusehends, so dass sie zur weiteren Diagnose und Therapie in die Mainzer Uniklinik eingeliefert wurde. Die zwar häufig langwierige, aber meist harmlos verlaufende Virusinfektion hatte bei der Schülerin eine Herzmuskelentzündung ausgelöst. Von jetzt auf gleich war Alexandra komplett aus dem Leben gerissen: Anstatt sich mit ihren Freunden zu treffen und auf Partys zu gehen, lag sie auf der Intensivstation und war ans Bett gefesselt. Zum Aufstehen war sie viel zu schwach.
Bald stand fest, dass Alexandras Leben nur durch eine Transplantation gerettet werden konnte. Ihr eigenes Herz war so stark geschädigt, dass es sich nicht mehr erholen würde. Die Gymnasiastin wurde per Hubschrauber in eine Spezialklinik verlegt. Als ihre Herzleistung nur noch zehn Prozent betrug, rieten die Ärzte vorübergehend zu einem Herzunterstützungssystem. Denn nur so konnte sie die Wartezeit bis zur Transplantation überleben. Mit diesem System ging es ihr etwas besser, aber starke Herzrhythmus-Störungen belasteten sie zusätzlich. Weil Alexandra noch so jung war, stand sie zwar weit vorne auf der Warteliste für ein Spenderherz, aber wann ein passendes Organ zur Verfügung stehen würde, konnte niemand sagen.
Ende Juni kam endlich die erlösende Nachricht, dass ein Spenderherz gefunden worden sei. Die elf Stunden zwischen der Mitteilung und der Transplantation kamen der 15-Jährigen wie eine Ewigkeit vor. Die Operation verlief erfolgreich und direkt nach dem Aufwachsen spürte Alexandra das neue, kräftige Herz in ihrer Brust schlagen. Es ging ganz schnell aufwärts: Sie hatte direkt wieder Farbe im Gesicht und verspürte Appetit. Nach drei Tagen durfte sie aufstehen und ein paar Schritte gehen, vier Wochen später wurde sie aus dem Krankenhaus entlassen.
Alexandra Winter wird ihr Leben lang Medikamente einnehmen müssen, damit ihr Immunsystem das neue Herz nicht abstößt. Auch muss sie regelmäßig zur Blut- und Ultraschall-Kontrolle. Das Auslandssemester in Australien erforderte deshalb erhöhten Vorbereitungsaufwand – aber daran hat sich Alexandra gewöhnt. Sie ist froh und dankbar, dass sie ein weitgehend normales Leben als Studentin führen kann.
Hans-Peter Wohn war seiner Organspenderin lebenslang dankbar
Die Gewichtszunahme war nicht mehr zu übersehen, und auch die Atemnot machte Hans-Peter Wohn zu schaffen. „Kein Wunder,“ dachte er, „das gute und reichhaltige Essen in der Vorweihnachtszeit hinterlässt seine Spuren.“ Zu Beginn des neuen Jahres stellte er konsequent seine Ernährung um – der Effekt auf Gewicht und Atemnot war gleich null. Vielmehr schien sich sein Bauchumfang noch weiter vergrößert zu haben. Schließlich konsultierte er seinen Hausarzt, der ihn sofort in die Klinik überwies. Dort wurde Hans-Peter Wohn mit der Diagnose „Leberzirrhose“ konfrontiert.
Zunächst glaubte er an einen Scherz. Doch weitere Untersuchungen manifestierten den Befund. Die Vernarbung des Lebergewebes war scheinbar so weit fortgeschritten, dass die Ärzte bereits von einer Lebertransplantation sprachen. Mit diesem Gedanken wollte sich Hans-Peter Wohn jedoch nicht auseinandersetzen. Dank einer Bauchpunktion, bei der 30 Liter Wasser aus der Bauchhöhle entfernt wurden, und vieler Medikamente erholte er sich gut und wurde nach vier Wochen aus dem Krankenhaus entlassen. Wenige Tage später wurde er bewusstlos wieder eingeliefert – eine durch die Leberzirrhose hervorgerufene Ammoniakvergiftung war die Ursache. Die Transplantation war unausweichlich, das sah nun auch Hans-Peter Wohn ein.
Sechs Monate war Hans-Peter Wohn als Wartepatient bei Eurotransplant gelistet, als am Abend des 7. Februar 1993 der ersehnte Anruf kam. Der Arzt des Transplantationszentrums an der Frankfurter Uniklinik teilte ihm mit, dass eine geeignete Spenderleber zur Verfügung stehe. Die Operation fand am nächsten Morgen statt. Das neue Organ arbeitete prima. Doch in den Tagen und Wochen nach der Transplantation hatte Hans-Peter Wohn zu kämpfen. Noch auf der Intensivstation litt er unter Depressionen und halluzinierte. Im Affekt zog er sich sogar die Magensonde. Auf der Normalstation fühlte er sich besser. Doch eine Virusinfektion, eine geplatzte Operationsnaht und die Ansammlung von Wasser im Bauchraum führten zu Rückschlägen. Nach 69 Tagen durfte der Leber-Transplantierte endlich wieder nach Hause. Er war zwar noch körperlich schwach, aber unendlich glücklich.
Zunächst ging im wahrsten Sinne des Wortes alles sehr langsam. Doch Hans-Peter Wohn gab nicht auf – auch wenn er für einen fünfminütigen Fußweg eine halbe Stunde brauchte. Aber die Richtung stimmte, es ging stetig bergauf. Sechs Monate nach der Operation durfte er wieder in die geliebten Berge fahren und konnte dort leichte Wanderungen unternehmen. Als er das erste Mal wieder auf 2.000 m über Meereshöhe war, fühlte er sich wieder gesund.
Nach der Transplantation führte Hans-Peter Wohn ein zufriedenes und glückliches Leben. Aus Dankbarkeit gegenüber der Frau, die ihm ihre Leber und damit ein neues Leben geschenkt hatte, engagierte er sich mehr als zwei Jahrzehnte in der Selbsthilfe für Transplantierte und setzte sich für die Aufklärung zur Organspende ein.
Im April 2023 verstarb Hans-Peter Wohn. Die Initiative Organspende Rheinland-Pfalz verlor mit ihm einen Mitstreiter der ersten Stunde, einen engagierten und kundigen Unterstützer. Hans-Peter Wohn war auf zahlreichen Veranstaltungen ein authentischer Botschafter für die Organspende, der er selbst sein zweites Leben verdankte.
Die Initiative Organspende Rheinland-Pfalz widmete ihm einen Nachruf in Achtung für seine Lebensleistung.
Fotos © privat
Kontakt
Anabel Becker
06131 2069-62
abecker@lzg-rlp.de