Hitzefrei reicht nicht – Wenn’s dem Körper zu heiß wird
Sonntag,
1. Juni 2025
Hitze gehört für viele zum Sommer dazu: Sonne, warme Abende, Freibadwetter. Doch aus Sommerhitze wird immer häufiger gefährliche Belastung. 2024 war das heißeste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Und es ist nicht einfach nur warm – es ist oft zu heiß. Hitzewellen, also mindestens drei Tage über 28 Grad, treten immer häufiger auf. In Deutschland gab es 2024 fast dreimal so viele heiße Tage wie früher. Und das bleibt nicht ohne Folgen: Mehrere Tausend Menschen sterben jedes Jahr an den gesundheitlichen Folgen von Hitze. Doch es gibt auch gute Nachrichten: Wir können uns vor extremer Hitze schützen – und andere gleich mit.
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Warum Hitze so gefährlich ist
Damit in unserem Körper alles gut funktioniert, hält er unsere Innentemperatur ziemlich konstant bei etwa 37 Grad. Schon bei einem Grad mehr sprechen wir von Fieber. Wird es draußen wärmer, versucht der Körper, diese „Normaltemperatur“ zu halten: Die Blutgefäße weiten sich, damit mehr Blut zur Haut gelangt und überschüssige Wärme abgegeben werden kann. Reicht das nicht, schwitzen wir. Der Schweiß verdunstet auf der Haut und kühlt so den Körper ab. Aber bei Hitze gerät dieses System schnell an seine Grenzen. Der Blutdruck sinkt, der Kreislauf gerät aus dem Gleichgewicht. Durch das Schwitzen verlieren wir Flüssigkeit und wichtige Mineralstoffe – das kann Herz und Muskeln schwächen. Wird der Körper zu heiß und schafft es nicht mehr, sich selbst zu kühlen, kann das lebensgefährlich werden: Hitzeschäden wie Sonnenstich oder Hitzschlag sind echte Notfälle.
Woran erkennt man Sonnenstich oder Hitzschlag?
Ein Sonnenstich entsteht, wenn vor allem der Kopf zu lange in der prallen Sonne war. Typische Symptome: starker Kopfschmerz, Schwindel, Übelkeit, manchmal Fieber oder Bewusstseinsstörungen. Was hilft? Ab in den Schatten, mit feuchten Tüchern kühlen, viel trinken – und bei starken Symptomen ärztliche Hilfe rufen.
Ein Hitzschlag ist noch ernster. Hier steigt die Körpertemperatur auf über 40 Grad, der Körper kann sich nicht mehr selbst kühlen. Betroffene wirken verwirrt, bekommen Krämpfe, werden ohnmächtig. Die Haut ist heiß und trocken. Das ist ein Notfall – sofort 112 anrufen!
Wer besonders gefährdet ist
Nicht alle Menschen vertragen Hitze gleich gut. Besonders vorsichtig sein sollten:
- Ältere Menschen: Ihr Körper reguliert die Temperatur nicht mehr so gut wie in jungen Jahren. Sie merken oft nicht, dass sie zu wenig trinken.
- Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Ihr Kreislauf ist schon ohne Hitze belastet.
- Menschen mit Atemwegserkrankungen wie Asthma oder COPD: Hitze kann die Atmung zusätzlich erschweren.
- Säuglinge und Kleinkinder: Ihr Körper schafft es noch nicht, sich selbst gut zu kühlen. Sie schwitzen weniger und überhitzen deshalb leichter.
- Schwangere: Ihr Herz muss sowieso schon stärker arbeiten, Hitze ist somit eine zusätzliche Belastung.
- Menschen, die regelmäßig Medikamente nehmen: Manche Mittel – zum Beispiel gegen Bluthochdruck oder Depressionen – wirken bei Hitze anders. Wer auf diese Medikamente angewiesen ist, sollte ärztlichen Rat einholen.
Fazit: Die nächste Hitzewelle kommt bestimmt. Aber wir können lernen, mit ihr umzugehen – achtsam, verantwortungsvoll und gemeinsam.
Was wir für uns selbst tun können
- Viel Trinken: Für gesunde Menschen sind eineinhalb Liter Wasser am Tag das Minimum. Bei Hitze kann es gern mehr sein, wenn der ärztliche Rat nicht dagegenspricht. Ideal sind Wasser oder ungesüßte Tees. Isotonische Getränke gleichen zusätzlich den Mineralstoffverlust aus. Achtung: Nichts Eiskaltes trinken! Das wirft den Stoffwechsel an und heizt den Körper zusätzlich auf. Alkohol und viel Koffein meiden – sie entziehen dem Körper Wasser.
- Leicht essen: Essen Sie viel Obst und Gemüse mit hohem Wasseranteil – besonders Melone, Gurke und Tomaten sind zu empfehlen. Auch kalte Suppen, Joghurt, Quarkspeisen oder Salate helfen beim Kühlen von innen.
- Luftig kleiden: Helle, weite Kleidung aus Naturmaterialien, wie Baumwolle oder Leinen, schützt vor Hitze. Eine Kopfbedeckung nicht vergessen!
- Den Tagesablauf anpassen: Sport oder schwere Arbeit, wenn möglich, auf den frühen Morgen oder den Abend legen. Wer kann, sollte mittags eine Pause einlegen. Die Menschen im Süden machen es vor – eine Siesta tut bei Hitze gut!
- Abkühlen: Dazu eignen sich lauwarme Duschen, Fuß- und Armbäder oder feuchte Tücher. Unterwegs bringen kleine Sprühflaschen schnelle Erfrischung, ebenso ein Fächer, der in jede Tasche passt.
- Die Wohnung kühl halten: Früh morgens und nachts lüften, tagsüber die Fenster geschlossen halten und abdunkeln. Feuchte Tücher bringen zusätzlich Kühle durch Verdunstung. Achtung: Bei hoher Luftfeuchtigkeit funktioniert das weniger gut.
- Kühle Orte nutzen: Bibliotheken, Kirchen, Einkaufszentren oder Parks mit viel Schatten sind bei Hitze wertvolle Rückzugsorte.
Was wir für andere tun können – gemeinsam gut durch Hitzewellen
Hitze ist nicht nur ein individuelles Problem – sie betrifft uns alle. Deshalb ist es wichtig, dass wir aufeinander achten und gemeinsam Verantwortung übernehmen, um gut durch heiße Tage zu kommen. Wer kann, sollte zum Beispiel bei älteren Nachbarn vorbeischauen und nachfragen, ob sie genug trinken oder Hilfe brauchen – etwa beim Einkaufen oder Lüften. Auch Kinder, Schwangere oder Menschen mit chronischen Erkrankungen brauchen oft Unterstützung.
Hilfreich ist es, kühle Orte zugänglich zu machen. Wer über geeignete Räume verfügt – in Vereinen, Kirchen oder Büros – kann diese bei großer Hitze für andere öffnen. Für Städte und Gemeinden ist es wichtig, Grünflächen zu erhalten und auszubauen. Auch Bäume in Gärten und Pflanzen auf Balkonen spenden Schatten, kühlen die Luft und verbessern das Mikroklima – jede grüne Fläche zählt! Alle, die an der Stadtplanung mitwirken oder über einen Garten verfügen, können hier einen wertvollen Beitrag leisten.
Ein bewusster Umgang mit Technik spielt eine große Rolle. Auch wenn die Nutzung verlockend ist: Ventilatoren sollten nur gezielt eingesetzt werden. Auf Klimaanlagen sollte man möglichst ganz verzichten. Sie schaffen zwar kurzfristig Abkühlung, verbrauchen aber viel Energie und tragen langfristig zur Klimaerwärmung bei – dem Problem, das sie eigentlich lösen sollen. Schon heute entfallen rund zehn Prozent des weltweiten Stromverbrauchs auf Ventilatoren und Kühlanlagen.
Sprechen Sie über das Thema Hitze – im Familienchat, am Gartenzaun oder bei der Arbeit. Viele Menschen wissen gar nicht, wie gefährlich Hitze sein kann und unterschätzen das Risiko. Wenn jeder sich schützt – und auf andere achtet – kommen wir gemeinsam besser durch die heißen Tage. Und je bewusster wir mit Energie und Ressourcen umgehen, umso mehr tragen wir auch dazu bei, die Ursachen der Klimaerwärmung langfristig zu bekämpfen.
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© Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e.V. (LZG)
Text: Lothar Frenz ▪ Redaktion: Birgit Kahl-Rüther, E-Mail bkahl@lzg-rlp.de
Klug handeln. Kühl bleiben.
Unter diesem Titel hat die LZG die wichtigsten Tipps zum Schutz vor Hitze in einem Flyer und auf einem Plakat zusammengestellt. Sie finden die Materialien und weitere Informationen auf hitzeundgesundheit.lzg-rlp.de
Weitere Informationen vom Ministerium für Wissenschaft und Gesundheit gibt es auf hitze.rlp.de
Weiterführende Links
Allgemeine Verhaltensregeln
https://www.umweltbundesamt.de/en/publikationen/hitzeknigge
Sonnenstich und Hitzschlag
https://www.drk.de/hilfe-in-deutschland/erste-hilfe/hitzschlag/
https://hirnstiftung.org/2024/08/hitzschlag-oder-sonnenstich-das-gilt-es-zu-beachten/
https://www.drk.de/hilfe-in-deutschland/erste-hilfe/sonnenstich
Herzprobleme bei Hitze
https://herzstiftung.de/ihre-herzgesundheit/gesund-bleiben/klima-und-umwelt/herzprobleme-bei-hitze
Leichte Sommergerichte für heißes Wetter:
Sich engagieren für den Hitzeschutz
https://www.klimawandel-gesundheit.de/institutionen-und-initiativen/health-for-future/
Hintergrund Klimawandel
Überblick: https://www.dwd.de/DE/klimaumwelt/klimawandel/ueberblick/ueberblick_node.html
Klimaentwicklung in Deutschland:
Klimawandel und Hitze
https://www.klima-mensch-gesundheit.de/hitze-und-hitzeschutz/hitze-und-klimawandel/
https://www.caritas-international.de/hilfeweltweit/europa/deutschland/hintergrund-klimawandel
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