Gesundheit soll StadtFinden
Fachtagung diskutiert Strategien zur Gesundheitsförderung im urbanen Raum
Die meisten Menschen leben in der Stadt. Das ist auch im ländlich geprägten Rheinland-Pfalz so. Die Urbanisierung des ländlichen Raums rund um die Städte nimmt weiter zu, was immer mehr Flächenversiegelung, Verkehr und Hektik mit sich bringt – und die Frage, welche Auswirkungen das Leben in der Stadt auf unsere Gesundheit hat.
Der Fachtag „Gesundheit soll StadtFinden“ am 5. Oktober 2022 in Mainz, ausgerichtet von der Koordinierungsstelle Gesundheitliche Chancengleichheit (KGC) in RLP in Trägerschaft der Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e.V. (LZG), beschäftigte sich mit diesem Thema. Was bedeutet Gesundheit im urbanen Raum? Wie sind gute, gerechte und chancengleiche Lebensverhältnisse zu gestalten? Welcher Weg führt von der Gesundheitsförderung in der Stadt zu einer gesunden Stadt? Und wen müssen wir auf dem Weg mitnehmen und beteiligen, um Gesundheit stattfinden zu lassen? Fragen wie diese wurden in Fachvorträgen und Workshops erörtert.
Eingeladen waren kommunale Fachkräfte, wie Gesundheitsmanager und Mitarbeitende im Sozialdienst, dazu Akteure und Interessierte aus Gesundheitsförderung und Prävention sowie aus der Stadt- und Nachbarschaftsentwicklung in Rheinland-Pfalz.
Lebensraum als Gesundheitsfaktor
„Dieser äußerst spannende Fachtag kommt genau zur richtigen Zeit“, befand LZG-Geschäftsführer Dr. Matthias Krell, der im Anschluss an die Begrüßung durch Daniel Schilling, Vorstand IKK Südwest für das GKV-Bündnis für Gesundheit, den Fachtag eröffnete. „Der diesjährige Sommer hat eindrücklich gezeigt, dass sich die Städte verstärkt mit den Auswirkungen von Hitze auf die Gesundheit befassen müssen. Starke Sonneneinstrahlung und hohe Temperaturen sind besonders für die urbanen Räume ein Problem und können die Gesundheit der Menschen gefährden. Konzepte, wie Städte der Hitze begegnen und ihre Bewohnerinnen und Bewohner vor den Folgen des Klimawandels schützen können, müssen jetzt entwickelt und umgesetzt werden“, so Krell.
An genau diesem Punkt setzte der Vortrag von Univ.-Prof.in Dr.in Claudia Hornberg an, Vorsitzende des Sachverständigenrats für Umweltfragen und Dekanin der Medizinischen Fakultät der Universität Bielefeld. Vor dem Hintergrund, dass Gesundheit nicht nur durch medizinische und pflegerische Versorgung geprägt wird, sondern auch durch zahlreiche weitere Faktoren außerhalb des Gesundheitswesens, entwickelte sie eine Public Health-Perspektive für die Stadt. Die gesundheitlichen und sozialen Chancen aller Menschen zu verbessern, gelinge durch eine gerechte Verteilung der Umweltqualität sowie durch gerechte Beteiligungsmöglichkeiten beim nachhaltigen Umbau der Städte. Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft müssen dafür gemeinsam die Gesundheitsdeterminanten im Stadtraum erkennen und diese möglichst gesundheitsförderlich und risikoarm designen, forderte sie.
In diesem Zusammenhang seien Raum- und Infrastrukturen zu beachten, die sich auf das Verhalten der Menschen auswirken, erläuterte Prof.in Dr.in Ing.in Sabine Baumgart, Präsidentin der ARL-Akademie für Raumentwicklung in der Leibniz-Gemeinschaft. Sie zeigte Wechselwirkungen zwischen „Verhalten“ und „Verhältnissen“ auf und stellte Modelle vor, die Public Health und räumliche Bedingungen zusammenführen. Dazu gehören beispielsweise integrierte Stadtentwicklungskonzepte und Hitzeaktionspläne sowie Bündnispartnerschaften von Public Health, Städtebau, Grün- und Sozialplanung.
Aktiv werden in der eigenen Kommune
In den anschließenden Workshops befassten sich die Teilnehmenden vor allem mit der praktischen Umsetzung von Gesundheitsförderung in der Stadt. Zunächst standen Bürgerbeteiligung und Vernetzung als unabdingbare Erfolgsfaktoren im Mittelpunkt. So wurde der „StadtRaumMonitor“ als partizipatives Analyse-Instrument für eine gesundheitsförderliche Stadt- und Gemeindeentwicklung präsentiert. Die Möglichkeiten und Vorteile der Netzwerkarbeit im Rahmen der kommunalen Gesundheitsförderung wurden erläutert und im Erfahrungsaustausch diskutiert.
Praktische Fragen zu Stadtklimaanalyse, Hitzeaktionsplan und Beteiligung als Schritte zu einem klimaangepassten Gesundheitsschutz beantwortete ein weiterer Workshop. Dabei wurde das Wormser Projekt HitzeSicher präsentiert. Dass eine erfolgreiche Bürgerbeteiligung auch von der Art der Ansprache abhängt, zeigte ein Workshop zur bürgernahen Kommunikation. Ein weiterer verdeutlichte, wie Bewegungsförderung und Quartiersentwicklung miteinander verbunden sind. An einem Beispiel aus Trier wurden Erfahrungen aus der Praxis berichtet.
„Wir freuen uns, dass wir so viele ausgewiesen Fachleute zum Thema Gesundheit in der Stadt für diesen Fachtag gewinnen konnten“, bilanzierte Dr. Matthias Krell. „Die besorgniserregende Analyse zeigt, wie groß der Bedarf an neuen Ideen und Umsetzungsvorschlägen hierzu ist.“
Gefördert wurde der Fachtag durch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) im Auftrag und mit Mitteln der gesetzlichen Krankenkassen nach §20a SGB V. Weitere Förderer und Unterstützer waren das Ministerium für Wissenschaft und Gesundheit, das Ministerium für Familie, Frauen, Kultur und Integration, die Unfallkasse Rheinland-Pfalz und der Kooperationsverbund Gesundheitliche Chancengleichheit.
Weitere Informationen unter www.kgc-rlp.de
V.i.S.d.P. Dr. Matthias Krell, Geschäftsführer
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