Das demenzsensible Krankenhaus
Fachtagung der LZG führt Erkenntnisse aus Wissenschaft und Praxis zusammen
Wenn Menschen mit Demenz oder anderen kognitiven Beeinträchtigungen ins Krankenhaus kommen, werden die von zuhause gewohnten Abläufe durcheinandergebracht. Fremde Personen, eine unbekannte Umgebung und für die Betroffenen nicht nachvollziehbare Behandlungen bestimmen den Aufenthalt. Das bringt Menschen mit Demenz aus dem Gleichgewicht. Zunehmende Verwirrtheit und ein Nachlassen der kognitiven und praktischen Fähigkeiten, die sich häufig danach nicht wieder regenerieren, können die Folge sein.
„Ziel unserer Demenzstrategie ist es, moderne Konzepte für die Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Demenz in möglichst vielen Krankenhäusern in Rheinland-Pfalz umzusetzen. Eine stationäre Behandlung sollte für Menschen mit Demenz nicht zu einem Risiko für ihren psychischen und kognitiven Zustand werden. Dazu müssen die Probleme von allen Beteiligten gemeinsam angegangen werden. Nötig sind zum Beispiel Strukturen und Abläufe, die an die Bedürfnisse von Menschen mit Demenz angepasst sind, etwa ein optimiertes Überleitungsmanagement“, betonte Sozial- und Gesundheitsministerin Bätzing-Lichtenthäler auf einer gemeinsamen Fachtagung des Landes-Netz-Werks Demenz und des Ministeriums für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie. Das Landes-Netz-Werk Demenz ist Teil der rheinland-pfälzischen Demenzstrategie und arbeitet unter dem Dach der Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e.V. (LZG).
Fachtagung macht Bestandsaufnahme und zeigt Lösungsansätze
Rund 100 Teilnehmende informierten sich bei der Fachtagung über aktuelle Entwicklungen zum demenzsensiblen Krankenhaus und tauschten Praxiserfahrungen aus. In ihrem Einführungsvortrag stellte Prof. Dr. med. Tania Zieschang vom Klinikum Oldenburg Hintergründe und Lösungsansätze zum Thema „Menschen mit Demenz im Akutkrankenhaus“ vor. Sie befürwortete, dass Klinik, Hausärztin bzw. Hausarzt, Angehörige und am besten noch das regionale Demenz-Netzwerk in Aufnahme, Aufenthalt und Entlassung von Menschen mit Demenz eingebunden sein sollten. Als Grundlage dafür müssten Strukturen geschaffen werden, die eine sektorenübergreifende Kommunikation erleichtern.
Für ein Demenzscreening bei der Klinikaufnahme aller alten Menschen trat Prof. Dr. med. Andreas Fellgiebel ein. Der Leiter des Zentrums für psychische Gesundheit im Alter (ZpGA) sieht darin eine Möglichkeit, kognitive Einschränkungen frühzeitig zu erkennen und damit dem Personal eine adäquate Einschätzung der Patientinnen und Patienten zu ermöglichen. Dies trage zu einer insgesamt besseren Versorgung bei. André Hennig stellte ein im Institut „inverso.“ Mainz entwickeltes Instrument vor, das Krankenhäusern eine Selbstbewertung ihrer Demenzfreundlichkeit ermöglicht.
LZG fördert den Austausch zum Thema
Bereits heute entfallen etwa 50 Prozent der Belegungstage in Akutkrankenhäusern auf über 65-jährige Patientinnen und Patienten. Von diesen sind schätzungsweise 10 bis 15 Prozent von Demenz betroffen – Tendenz steigend. Die hoch komplexen Abläufe und Maßnahmen im Klinikalltag führen bei Menschen mit Demenz zu Gefühlen der Hilflosigkeit und Bedrohung, die sich in Unruhe und Abwehrverhalten entladen können. Bei der enorm hohen Arbeitsbelastung stößt das Krankenhauspersonal bei der Versorgung von Menschen mit Demenz daher nicht selten an Grenzen.
„Wir setzen uns dafür ein, die Strukturen und Prozesse in Kliniken so anzupassen, dass sie Patientinnen und Patienten mit Demenz gerecht werden, aber auch das pflegerische Personal im Umgang mit den Betroffenen unterstützen und vor Überforderung schützen können“, sagte Dr. Matthias Krell, Geschäftsführer der LZG. „Mit dem Fachtag wollen wir das vorhandene Wissen zum Thema zusammenführen und möglichst viele Akteure aus Krankenhausverwaltung, Medizin und Pflege in den Austausch bringen.“
Fachforen und Beispiele guter Praxis
In Fachforen erfuhren die Teilnehmenden beispielsweise, wie Architektur die Demenzsensibilität von Gebäuden und Abläufen unterstützen kann und vor welchen Herausforderungen sich Menschen mit Demenz in der Notaufnahme befinden. In einer Posterausstellung berichteten zehn Kliniken, die sich auf den Weg zum demenzsensiblen Krankenhaus gemacht haben, von ihren Erfahrungen. Abschließend beleuchtete André Hennig auf der Grundlage einer Umfrage die aktuelle Situation der rheinland-pfälzischen Krankenhäuser zum Umgang mit dem Thema Demenz.
Weitere Informationen
Weitere Informationen zum Thema Demenz und zu den Angeboten des Landes-Netz-Werks Demenz unter www.demenz-rlp.de
V.i.S.d.P. Dr. Matthias Krell, Geschäftsführer
Kontakt

Birgit Kahl-Rüther
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