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Nebenwirkungen von Medikamenten auf die Sexualität

Mittwoch, 1. Juni 2016

Nebenwirkungen von Medikamenten

Medikamente: Sie können Segen und Fluch zugleich sein. Zum einen helfen sie uns, weil sie Leiden lindern und das Gesundwerden unterstützen. Zum anderen kann es unerwünschte lästige bis gefährliche Nebenwirkungen geben. Und das auch auf ganz unvermuteter Seite – nämlich im sexuellen Bereich.

Welche sexuellen Probleme können auftreten?

Folgende Probleme werden am häufigsten beschrieben: Generelle Lustlosigkeit hinsichtlich Sex oder das genaue Gegenteil –  eine enorme Steigerung der Lust, ohne dass es einen ersichtlichen Grund dafür gibt. Weiterhin kann die Erregungsfähigkeit gemindert sein. Wie ist es mit dem Orgasmus? Kommt er wie gewohnt, oder viel zu früh, oder womöglich gar nicht? Und wenn die Sexualität beendet ist, bildet sich dann auch die Erregung zurück, oder bleibt sogar die Erektion bestehen? Sollten Sie mit sexuellen Problemen konfrontiert sein, sprechen Sie mit Ihrer Ärztin beziehungsweise Ihrem Arzt darüber. Erklären Sie, wie sich das Problem äußert. Diese Informationen sind wichtig, um herauszufinden, ob die Ursache möglicherweise Medikamente sind, die sich auf verschiedene Art und Weise auf Ihre Sexualität auswirken können.

Nebenwirkungen müssen nicht zwingend auftreten

Im Folgenden beschreiben wir Nebenwirkungen von Arzneiwirkstoffen auf die Sexualität, die auftreten können, aber nicht auftreten müssen. Ebenfalls Einfluss auf das Auftreten von Nebenwirkungen haben Dosierung und Einnahmedauer der Wirkstoffe, Art der Erkrankung und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten. 

Arzneiwirkstoffe für Psyche, Herz und Kreislauf

Vor allem die Therapie von Erkrankungen der Psyche und im Bereich von Herz und Kreislauf stellt einen Risikofaktor für sexuelle Störungen dar. An erster Stelle stehen Antidepressiva und hier die selektiven Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer, kurz SSRI, sowie die selektiven Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer, kurz SSNRI genannt, und die trizyklischen Antidepressiva. Unter diesen Medikamenten gibt es in bis zu 80 Prozent der Fälle sexuelle Störungen, vor allem Lustlosigkeit und Orgasmusstörungen.

Benzodiazepine können die sexuelle Funktion beeinträchtigen und verbessern

In ähnlicher Weise wirken sich die Benzodiazepine aus, die bei Unruhe und Angst und zur Stimmungsaufhellung kurzfristig eingesetzt werden. Auch hier wird von Lustlosigkeit und Orgasmusstörungen als Begleiterscheinung berichtet. Benzodiazepine haben jedoch die Besonderheit, dass sie in niedriger Dosierung mit vorwiegend angstlösender Wirkung die sexuelle Funktion auch verbessern können. 

Typische Neuroleptika der älteren Art

Die sogenannten typischen Neuroleptika der älteren Art gegen Wahnvorstellungen und Halluzinationen haben auch oftmals eine Störung von Erregung und Orgasmus zur Folge.

Medikamente bei Parkinsonerkrankung

Auf gegenteilige Art hingegen wirken Medikamente bei einer Parkinsonerkrankung. Die Medikamente, die auf den Dopaminstoffwechsel im Gehirn einwirken, bergen vor allem bei jüngeren Männern die Gefahr, zu einer Enthemmung der Lust führen zu können, umgangssprachlich als Sexsucht bezeichnet. Es handelt sich allerdings um keine beglückende Lust, sondern sie wird als quälend und fremdbestimmt beschrieben.

Wirkstoffgruppen bei Herz- und Blutdruckerkrankungen

Neben all diesen Medikamenten gibt es auch Herz- und Blutdruckmittel, die das Liebesleben einschränken. Hier sind es in erster Linie Entwässerungsmittel, die sogenannten Diuretika, welche die Bildung und Ausscheidung von Harn fördern. Vor allem Medikamente aus der Gruppe der Thiazide und Spironolacton-Diuretika können Erektionsstörungen hervorrufen. Dies vermögen auch einige Bluthochdruckmittel wie die nicht-selektiven Betablocker und die Alphablocker.

Mittel gegen Prostatakrebs und Prostatavergrößerung

Schlussendlich sind auch Mittel gegen Prostatakrebs oder eine Proastatavergrößerung nicht hilfreich für die Sexualität. Die Alphablocker rufen möglicherweise Orgasmusstörungen und Priapismus hervor. „Priapismus“ ist die Bezeichnung für eine über zwei Stunden anhaltende Dauererektion des Penis. Die Reduktasehemmer oder Antiandrogene, die einen gewollten Testosteronmangel zur Folge haben, können sich auf Lust und Erektion auswirken.

Informationen im Beipackzettel

Sollten Sie sich über Ihr Medikament und dessen Nebenwirkungen informieren wollen, können sie die Wirkstoffgruppe dem Beipackzettel entnehmen. Wenn Sie merken sollten, dass eine sexuelle Störung zeitgleich mit der Einnahme eines neuen Medikaments auftritt, sollten Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt darüber sprechen. In vielen Fällen, vor allem bei den Blutdrucksenkern und den Antidepressiva, gibt es Alternativen. Denn nicht jedes Medikament ruft bei jeder Patientin beziehungsweise jedem Patienten die gleichen Nebenwirkungen hervor.

Bei der Einnahme von Antidepressiva zunächst abwarten

Bei den Antidepressiva reicht es in manchen Fällen aus, wenn Sie einfach nur abwarten, oft kommt mit der Stimmungsaufhellung auch die Lust auf Sex zurück, hier helfen dann die selektiven Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer gleich zweifach. Allerdings kann oft auch nicht nur die Therapie, sondern auch die Grunderkrankung zu einer sexuellen Störung führen. Dies gilt vor allem bei Bluthochdruck und bei einer Depression.

Möglicherweise auftretende Nebenwirkungen im Vorfeld nicht überbewerten

Das war jetzt sehr viel zum Thema Nebenwirkungen. Diese können zwar, sollten nach Möglichkeit aber natürlich gar nicht erst auftreten. Ratsam ist es vor allem, erwähnte Nebenwirkungen nicht überzubewerten. Versuchen Sie vielmehr loszulassen und sich auf eine erfüllte Sexualität und die Nähe und Intimität zu Ihrer Partnerin beziehungsweise Ihrem Partner zu freuen. Dann kommen Nebenwirkungen nachweislich weniger zum Tragen, als wenn Sie sich deswegen ständig sorgen.

Ärztliche Beratung ist das A und O

Sollten Sie Nebenwirkungen von Medikamenten auf Ihre Sexualität bemerken, suchen Sie in jedem Fall das Gespräch mit Ihrer Ärztin beziehungsweise Ihrem Arzt. Und setzen Sie Medikamente nicht ohne Rücksprache ab!

© Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e.V. (LZG)
Text: Dr. Beatrice Wagner; Redaktion: Marielle Becker


 

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