Morbus Parkinson – Mehr als nur Zittern
Sonntag,
1. April 2018
Morbus Parkinson ist eine der häufigsten Erkrankungen des Gehirns. Etwa ein Prozent aller Menschen über 50 Jahre leiden darunter.
Kernsymptome und Begleitsymptome
Zu den typischen Symptomen von Morbus Parkinson zählen Störungen der Beweglichkeit und des Bewegungsablaufs. Kernsymptome sind Tremor, Rigor und Akinese.
- Vom Tremor – dem Muskelzittern – sind die Hände, gelegentlich auch der Kiefer und die Beine betroffen, vor allem im Ruhezustand.
- Mit Rigor ist eine wächserne Muskelstarre gemeint, ein zäher, gleichmäßiger Widerstand beim Versuch, die Muskeln zu entspannen.
- Die Akinese ist die Bewegungslosigkeit, der verlangsamte Bewegungen vorausgehen. Im Verlauf der Erkrankung wird es für Betroffene immer schwieriger, eine beabsichtigte Bewegung in Gang zu setzen.
Außerdem kann es zu verminderter Stabilität beim Stehen und Gehen, verbunden mit einer Fallneigung, kommen. Diese „Bewegungssymptome“ treten meist ab dem 50. und 60. Lebensjahr auf.
Den Kernsymptomen gehen oftmals andere, sogenannte Frühsymptome voraus. Sie lassen sich in vier Bereiche einteilen:
- Symptome vor allem des vegetativen Nervensystems, das unbewusst die Körperorganisation, beispielsweise die Atmung und die Verdauung, organisiert,
- Schmerzen und Missempfindungen wie Taubheitsgefühle und Kribbeln,
- Störungen der psychischen Stabilität und
- Denkstörungen, vor allem im fortgeschrittenen Alter.
Wenn mehrere dieser Symptome auftreten, kann das auf ein hohes Parkinsonrisiko hindeuten. Die Frühsymptome begleiten die Parkinsonkranken auch noch, wenn die Krankheit ausgebrochen ist. Sie werden deshalb auch Begleitsymptome genannt.
Verschiedene Ursachen im Gehirn
Den typischen Bewegungssymptomen des Morbus Parkinson liegt ein Verlust von Nervenzellen in einer bestimmten Region des Gehirns, der sogenannten „schwarzen Substanz“, zugrunde. Hier wird der Botenstoff Dopamin produziert und es werden Bewegungsabläufe gesteuert.
Die Bewegungssymptome werden von zwei Frühstadien eingeleitet: Im ersten Frühstadium sind bestimmte Kerngebiete von Hirnnerven, die zum vegetativen Nervensystem gehören, sowie der Geruchsnerv betroffen. Daher kann ein schlechter Geruchssinn diagnostisch ein erstes Warnzeichen für Parkinson sein.
Im nächsten Frühstadium stellen sich Zellveränderungen im untersten Teil des Hirnstammes und in der benachbarten Brücke ein. Dies kann negative Auswirkungen auf den Schlaf haben: Durch die Anspannung der Muskeln in der Nacht – in der sie eigentlich entspannt sein sollten – kann es zu Sprechen, Schreien, Treten und Schlagen im Schlaf kommen. Langzeituntersuchungen ergaben, dass der größte Teil der Patienten mit derartigen Schlafstörungen später auch Bewegungssymptome der Parkinson-Krankheit entwickelte.
Therapie der Kern- und Begleitsymptome
Die Parkinson-Krankheit ist derzeit noch nicht heilbar. Da mit den Bewegungssymptomen weitere Beschwerden einhergehen und sich die Krankheit somit auf viele Lebensbereiche ausdehnt, muss die Behandlung aus mehreren Komponenten bestehen. Vor allem folgende Funktionen können betroffen sein: Herz- und Kreislauf, Magen-Darm-Regulation, Blasenfunktion, Sexualfunktion, Atmung, Wärmeregulation, Speichelfluss, Talgproduktion der Haut und Tränensekretion.
Hauptbestandteil der Therapie ist die medikamentöse Behandlung durch eine Neurologin/einen Neurologen. Mithilfe der Parkinson-Medikamente sollen die Botenstoffe im Gehirn wieder ins Gleichgewicht gebracht werden und das Muskelzittern (Tremor), die Steifigkeit (Rigor) und die Bewegungsverlangsamung (Akinese) gemildert werden.
Zusätzlich sollten weitere ärztliche und therapeutische Spezialisten einbezogen werden. Hilfreich können zum Beispiel diese Tipps sein:
- Häufiges Symptom ist niedriger Blutdruck, der zu Schwindelgefühlen vor allem beim Aufstehen führen kann. Viel zu trinken schafft hier eine leichte Abhilfe.
- Chronische Verstopfung ist eine weitere Begleiterscheinung der Krankheit. Ballaststoffreiche Ernährung, die Einnahme von Quellmitteln wie Weizenkleie oder Leinsamen und ausreichend Flüssigkeit können den Stuhlgang regulieren.
- Betroffene leiden oft unter einer gestörten Blasenfunktion mit häufigem Harndrang, der sich vor allem nachts einstellt. Dies sollte urologisch untersucht werden. Abhilfe schafft in vielen Fällen ein regulierendes Medikament. In besonders schwierigen Fällen kann ein Katheter, der durch die Bauchwand in die Blase eingeführt wird, die bessere Alternative sein.
- Aufgrund der Muskelfunktionsstörungen leiden Parkinsonkranke häufig an einer oberflächlichen Atmung. Dadurch werden die Lungenflügel nicht gut belüftet und es sammeln sich Krankheitserreger an, die gefährlich werden können. Atemübungen in einer logopädischen oder krankengymnastischen Praxis können hier nützlich sein.
- Auch Schmerzen und Gefühlsstörungen sind auf Fehlfunktionen des vegetativen Nervensystems zurückzuführen, hier kann gegebenenfalls eine Schmerztherapie helfen.
- Anders als von dem Entdecker der Krankheit, James Parkinson, angenommen, müssen auch psychische Probleme beachtet werden. Ein bis zwei Drittel der Parkinsonpatienten entwickeln eine Depression, oftmals schon Jahre vor der Parkinsondiagnose. Andererseits können unter der Medikation Halluzinationen, insbesondere optischer Art, auftreten, was eine Umstellung der Medikamente erfordert.
Ausprägung und Verlauf der Krankheit können sehr unterschiedlich sein. Eine individualisierte Therapie, die früh einsetzt und auf die Symptome und Erfordernisse der erkrankten Person zugeschnitten ist, kann den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen. Da Morbus Parkinson langsam fortschreitet, kann es notwendig werden, die Therapie immer wieder neu den Symptomen anzupassen. Damit haben Parkinson-Patienten die Chance auf mehr Lebensqualität und längeren Erhalt der Selbstständigkeit.
© Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e.V. (LZG)
Text: Dr. Beatrice Wagner