Medikamente sinnvoll und sicher einnehmen: der Medikationsplan
Sonntag,
1. Mai 2022
Manchmal kann einen schon die regelmäßige Einnahme eines einzigen Medikaments überfordern – im hektischen Alltag geht sie schnell vergessen. Und jetzt? Tatsächlich ist es wichtig, Medikamente in der exakten Dosierung und zur empfohlenen Tageszeit einzunehmen. Richtig kompliziert wird es, wenn mehrere Präparate über den Tag oder die Woche verteilt eingenommen werden müssen. Hier kann ein Medikationsplan helfen. Er dient nicht nur als Gedächtnisstütze, sondern auch als wichtige Informationsquelle für Ärztinnen, Apotheker und andere medizinische Fachkräfte.
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Ein Lotse durch den Arzneimitteldschungel
Seit 2016 haben gesetzlich versicherte Menschen, die gleichzeitig dauerhaft mindestens drei verordnete Arzneimittel anwenden, Anspruch auf einen Medikationsplan – entweder als Ausdruck oder in digitaler Form über die Versicherungskarte. Angelegt wird der Medikationsplan in der Regel in der hausärztlichen Praxis, da hier meist alle Behandlungen und weiterführenden Therapien bekannt sind. Hat jemand keinen Hausarzt, kann dies auch die hauptsächlich behandelnde und koordinierende Facharztpraxis übernehmen. Sinn des Plans ist zunächst, dass für das medizinische Fachpersonal ersichtlich ist, welche Medikamente eine Patientin oder ein Patient insgesamt einnimmt. So können sie Doppelmedikationen vermeiden und darauf achten, dass sich Medikamente in ihrer Wirksamkeit nicht gegenseitig beeinflussen.
Immer dabei – immer aktuell
Selbstverständlich muss der Medikationsplan regelmäßig überprüft und gegebenenfalls ergänzt werden. Patientinnen und Patienten sollten den Plan also immer bei sich führen – auch, um Rettungskräften im Notfall einen schnellen Überblick über die benötigten Medikamente und damit den Gesundheitszustand zu ermöglichen. Bei Arztbesuchen sollte der Medikationsplan grundsätzlich vorgezeigt werden. Für die Zahnbehandlung zum Beispiel ist es wichtig zu wissen, ob die Person blutverdünnende Medikamente einnimmt oder ob Wechselwirkungen bei der Gabe von Schmerzmitteln zu erwarten sind.
Was gehört auf den Medikationsplan?
Auf den Medikationsplan gehören Name und Geburtsdatum der Patientin oder des Patienten, die Kontaktdaten der ausstellenden Praxis und das Datum des Ausdrucks. Außerdem natürlich alle Angaben zu den regelmäßig eingenommen Medikamenten:
- Handelsname
- Wirkstoffe und Wirkstärke
- Darreichungsform
- verordnete Einnahme und Menge sowie
- spezielle Hinweise und der Grund für die Medikation.
Auch regelmäßig genutzte Medizinprodukte, wie zum Beispiel Insulin-Pens, sollten aufgeführt werden, ebenso frei verkäufliche Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel, die über längere Zeit eingenommen werden.
Kann man Medikamente weglassen?
Grundsätzlich gilt: Je vollständiger der Medikationsplan ist, desto sinnvoller ist er. Gleichzeitig ist es verständlich, wenn jemand nicht möchte, dass der Orthopäde über die Einnahme von Psychopharmaka informiert wird oder die Hautärztin erfährt, dass ihr Patient Potenzmittel nutzt. Betroffene besprechen ihre Bedenken am besten mit dem verordnenden Arzt oder der Ärztin ihres Vertrauens, um zu einer sinnvollen und gesundheitsdienlichen Lösung zu kommen. Grundsätzlich ist die Teilnahme an der Medikationsplanung jedoch freiwillig.
Wertvoll im Alltag
Ein sorgfältig geführter Medikationsplan ist eine große Unterstützung bei der täglichen Einnahme der Medikamente – vor allem, wenn diese immer mehr werden und die Konzentrationsfähigkeit im Alter abnimmt. Mit seiner Hilfe können auch wechselnde Personen die richtige Dosierung vorbereiten oder überprüfen. Der Medikationsplan entfaltet aber auch präventive Wirkung: Er schützt vor Arzneimittelvergiftungen und vor Abhängigkeiten. Beides sind unterschätzte Risiken.
Schutz vor Vergiftung und Abhängigkeit
Arzneimittelvergiftungen werden oft im Umgang mit rezeptfreien Medikamenten herbeigeführt, weil diese als ungefährlich angesehen werden. Doch auch sie haben Risiken und Nebenwirkungen. Kritische Punkte sind vor allem die Dosis und die Anwendungsdauer. Der Wirkstoff Paracetamol beispielsweise kann bei Überdosierung oder dauerhafter Einnahme bis zum Leberversagen führen. Auch andere nicht verschreibungspflichtige Schmerzmittel sind bei Überdosierung gefährlich, so zum Beispiel Ibuprofen und Acetylsalicylsäure (ASS). Wer diese Arzneistoffe dauerhaft oder in hoher Dosierung zu sich nimmt, riskiert eine lebensgefährliche Magenblutung sowie Herz- und Leberschäden. Vor allem Beruhigungsmittel können zu Abhängigkeiten führen. Dies gilt beispielsweise für Benzodiazepine. Diese Wirkstoffe sind in Mitteln enthalten, die häufig bei Unruhe, Angst, Schlaflosigkeit und Verstimmung verordnet werden.
Auf einem sorgfältig geführten Medikationsplan fallen zu häufig oder zu lang eingenommene Medikamente meist auf, bevor sie größeren Schaden anrichten können.
Gleich anfangen!
Wer einen Medikationsplan hat, empfindet dies meist als Erleichterung. Fangen Sie also am besten gleich damit an. Listen Sie Ihre Medikamente mit den entsprechenden Angaben auf – entweder in einer selbst angelegten Liste oder mit Hilfe einer Vorlage, die Krankenkassen, Gesundheitsinformationsdienste und viele Ärztinnen und Ärzte zum Download bereithalten. Ihre Hausärztin oder Ihr Hausarzt geht die Liste dann gerne mit Ihnen durch, bespricht Risiken und Empfehlungen und überträgt sie in die bundeseinheitliche Form, damit alle relevanten Stellen darauf zugreifen können
© Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e.V. (LZG)
Text: Susanne Schneider, freistil-texte.de
Redaktion: Andrea Sudiana, E-Mail asudiana@lzg-rlp.de
Weiterführende Links
Medikationsplan zum Ausfüllen, Herunterladen und Ausdrucken
Die Stiftung Gesundheitswissen zu Medikationsplänen
Der Sozialverband VDK zu den Vorteilen eines Medikationsplans
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