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Kopfhörer – cool und trendy oder schädlich?

Dienstag, 1. Februar 2022

Schlüssel, Geldbeutel, Handy – und Kopfhörer. Diese Checkliste vor dem Verlassen des Hauses ist Vielen in Fleisch und Blut übergegangen. Vor allem in Bus und Bahn, aber auch auf Gehwegen, im Café und sogar auf dem Fahrrad trifft man kaum noch Menschen ohne Lautsprecher auf oder in den Ohren. Darunter leiden die Kommunikation und die Aufmerksamkeit – aber ist die Beschallung durch Kopfhörer auch gesundheitsschädlich?

 

Hier können Sie den Gesundheitstext anhören:


Die Anwendung macht‘s

Grundsätzlich sind Kopfhörer erst einmal nicht schädlich, egal ob man sich riesige „Mickymäuse“ überstülpt, „Earbuds“ in die Ohrmuschel hängt oder die weichen Kappen von „In-Ears“ in den Gehörgang drückt. Und das bleibt auch so, wenn man ein paar Regeln beachtet: nicht zu laut, nicht zu lange, nicht zu häufig. Tatsächlich ist nämlich Lärm – egal aus welcher Quelle – ein unterschätztes Gesundheitsrisiko. Zuviel Lautstärke führt nahezu unweigerlich zu Gehörschäden. Und dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um Baustellenlärm, um Computerspiele oder um klassische Musik handelt.

So kommt der Schall in den Kopf

Der Schall gelangt durch den Gehörgang zum Trommelfell, das in Schwingung versetzt wird und diese an die Gehörknöchelchen weitergibt. Je lauter der Schall ist, desto stärker sind die Schwingungen. Die nach ihrer Form Hammer, Amboss und Steigbügel genannten Knöchelchen leiten die Schwingungen zur Hörschnecke im Innenohr weiter. Im Innern der Schnecke sitzen zirka 15.000 hochempfindliche Sinneshärchen. Sie verwandeln den Schall in Nervensignale, die das Gehirn als Sprache, Musik oder sonstige Geräusche erkennt.

Treffen nun sehr starke Schwingungen über einen langen Zeitraum auf die feinen Sinneshärchen, leiden diese. Sie können verkleben, sich flachlegen, brechen oder ausfallen. Das kann man sich vorstellen wie ein Getreidefeld nach einem Sturm, wenn nur noch wenige Ähren aufrecht stehen. Zwar können sich die Härchen wieder erholen – aber nur in begrenztem Maß.

Kopfhörer verleiten zu lautem Hören

Lautstärke wird in dB(A) gemessen. Diese Dezibelangabe bezeichnet die Lautstärke, die am Ohr des Menschen ankommt. Der Lärm eines Flugzeugs hat also weniger dB(A), wenn er aus großer Höhe kommt, als wenn die Maschine kurz vor der Landung über die Köpfe hinwegtost. Geräusche ab 85 db(A) gelten als gesundheitsschädlich. Mobile Audiogeräte und Smartphones können durchaus 100 db(A) und mehr ans Ohr bringen, auch wenn laut EU-Norm maximal 80 db(A) erlaubt sind. Lärm ab 90 db(A) ist dann etwa mit einer Kettensäge oder einem Motorrad direkt am Ohr vergleichbar.

Ist unser Gehör einer solchen Lautstärke immer wieder oder über längere Zeit am Stück ausgesetzt, haben die Sinneshärchen keine Gelegenheit, sich zu erholen. Bleibende Schäden, wie Tinnitus, Schwerhörigkeit oder gar Taubheit, sind die Folge, wenn sie endgültig zerstört sind. Generell gilt also der Grundsatz: Je lauter die Musik, desto kürzer und seltener gehört sie auf die Ohren. Außerdem muss bedacht werden, dass Umgebungsgeräusche zu den db(A) aus den Kopfhörern addiert werden müssen.

Ein weiterer Umstand macht unserem per Kopfhörer beschallten Gehör zu schaffen: Es gewöhnt sich an die Lautstärke. So entsteht das Gefühl, immer weiter aufdrehen zu müssen, um die gleiche Lautstärke zu erzielen. Auch vor diesem Effekt können höchstens längere und häufigere Hörpausen schützen.

Welche Kopfhörer sind die besten?

Hierzu gibt es keine eindeutigen Empfehlungen, denn tatsächlich hängt es vor allem von den Hörgewohnheiten ab, wie schädlich der Schall ist. Ein Nachteil von In-Ear-Kopfhörern ist, dass sie den natürlichen Ohrschmalz in den Gehörgang drücken, wo er dann zusätzlich verdichtet wird. Dieses Problem zumindest ist in der Ohrenarztpraxis leicht zu beheben.

Grundsätzlich ist auch zu bedenken, dass bei sehr dicht anliegenden Kopfhörern Umgebungsgeräusche stark unterdrückt werden, was besonders im Straßenverkehr gefährlich werden kann. Hier können Bügelkopfhörer, die über die Ohrmuschel geklemmt werden und deren Earbuds das Ohr nicht voll verschließen, möglicherweise punkten.

So geht gesundes Hören

Da immer mehr und immer jüngere Menschen immer häufiger Kopfhörer benutzen, sollten sie unbedingt einige Regeln beachten. Gerade das Gehör von Kindern ist sehr empfindlich. Wer bereits in jungen Jahren unter Ohrgeräuschen, Schwerhörigkeit oder gar Taubheit leidet, muss auf ein gutes Stück Lebensqualität verzichten.

  • Faustregel: Je leiser die Musik, desto länger kann man hören und umgekehrt.
  • Maximal 6 Stunden pro Woche sehr laute Musik bzw. andere Geräusche über 90 db(A) abspielen, besser noch deutlich weniger.
  • Ausreichend viele und lange Pausen machen.
  • Im Straßenverkehr auf Kopfhörer verzichten, um sich keiner Unfallgefahr auszusetzen.
  • Speziell bei Geräten, die von Kindern genutzt werden, auf eine gute Pegelbegrenzung des Geräts achten.
  • Lassen Sie im Fachhandel testen, wie laut Ihre vorhandenen Audiogeräte sind.
  • Gehen Sie alle paar Jahre zum Hörtest, damit Sie sich gegebenenfalls früh an Hörhilfen gewöhnen können.

© Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e.V. (LZG)
Text: Susanne Schneider, freistil-texte.de
Redaktion: Andrea Sudiana, E-Mail asudiana@lzg-rlp.de


 

Weiterführende Links

Das Umweltbundesamt zu lärmbedingten Hörschäden

Das Ärzteblatt zum Gebrauch von Kopfhörern

 


 

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