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Kinder fördern, ohne zu überfordern: Ein sinnvolles Maß finden

Montag, 16. Mai 2022

Die frühe Kindheit ist ein spannendes Alter. Die Kinder lernen, zu denken. Sie lernen ihre Gefühle und ihr Ich-Bewusstsein kennen. Sie lernen, Freundschaften zu schließen. Sie erwerben grundlegende Fähigkeiten in allen Bereichen. Dies geht sehr schnell. Mit einer Geschwindigkeit, die später so nie mehr gegeben sein wird, wachsen Nervenzellen heran und vernetzen sich untereinander – das ist die biologische Voraussetzung für das Lernen. Der Grundstock für viele Fähigkeiten wird in dieser Zeit gelegt. Eltern wollen die natürlichen Prozesse fördern. Doch wie gelingt dies am besten, und vor allem, wo liegt das sinnvolle Maß?

Hier können Sie den Gesundheitstext anhören:


Vorsicht vor Überforderung

Immer wieder zeigt sich, dass es Eltern mit der Förderung des Nachwuchses allzu gut meinen – kein Wunder in Zeiten, in denen es zu jedem Thema unzählige Ratgeber gibt und in denen dem schulischen Erfolg eine immense Bedeutung beigemessen wird. Dabei wird leicht übersehen, dass Kinder in den ersten Lebensjahren nur kleine Anregungen brauchen und sich ansonsten selbst genug sind. Sie lernen am meisten durch das freie Spiel, in dem sie ihrer eigenen Neugier folgen und ihre individuelle Kreativität entwickeln. Etwa ab dem Kindergartenalter spielt das soziale Lernen eine große Rolle: die eigene Position in einer Gruppe zu finden, miteinander zu kommunizieren, Rücksicht zu nehmen und viele weitere Fähigkeiten, die das ganze Leben über wichtig bleiben, bilden sich heraus. Aufgepfropfte intellektuelle Lerninhalte scheinen dabei fehl am Platz, zumal man weiß, dass gerade Langeweile enorm die Kreativität fördert. Eltern sind hier als Impulsgebende gefragt, weniger als Lehrmeister.

An welchen Leitlinien können Eltern sich also orientieren?

Zunächst Basiskompetenzen erwerben

Moderne Bildungskonzepte lassen klar erkennen, dass es nicht sinnvoll ist, wenn Kinder schon früh einseitig gefördert werden. Denn es geht erst einmal darum, so genannte Basiskompetenzen zu erwerben. Das sind grundlegende Fähigkeiten, die ein Kind braucht, um zu einem ausgeglichenen und zufriedenen Menschen heranzuwachsen.

Basiskompetenzen bestehen aus Bewegung, Wahrnehmung, Denken, Mitgefühl und Beharrlichkeit. So ist es zunächst wichtig, Kinder klettern, spielen, turnen und balancieren zu lassen. Nach dem Motto „Toben macht schlau“ entwickelt Ihr Kind in spielerischen Situationen seine Fähigkeiten, sich zu bewegen. Das Wissen, das es hier erwirbt, ist später hilfreich bei der Bewältigung von geistigen Aufgaben. Lassen Sie Ihr Kind viel ausprobieren. Es riecht, schmeckt, tastet und fühlt gerne, es möchte probieren, ob es irgendwo hineinklettern oder etwas erreichen kann. Achten Sie auf Ihr Kind, aber lassen Sie es diese Erfahrungen machen. Damit schult es die Körperwahrnehmung und schärft seine Sinne.

Beharrlichkeit und soziales Verhalten fördern

Auch Beharrlichkeit ist nach modernen Erkenntnissen eine Basiskompetenz. Ermutigen Sie Ihr Kind, etwas noch einmal zu probieren, wenn es nicht beim ersten Mal klappt. Bringen Sie ihm auch Regeln des sozialen Verhaltens bei. Dazu gehört das Miteinander, zum Beispiel, dass man „immer schön der Reihe nach“ auf die Rutsche geht und sich nicht vordrängelt. Verteilen Sie spielerische Aufgaben an mehrere Kinder. Damit lernen sie das Zusammenspiel, aber auch, dass man manchmal teilen muss und nicht alles für sich selbst haben kann. Überlegen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind, was wohl in einem anderen Kind vorgeht, das gerade weint. So fördern Sie das Mitgefühl und die Fähigkeit, andere Menschen als eigenständige Wesen zu begreifen.

Auf Neugierde eingehen

Ermutigen Sie Ihr Kind dazu, etwas wissen und verstehen zu wollen. Kinder sind neugierig und fragen immer das, was sie im Moment gerade interessiert, und sind dann für dieses Wissensgebiet besonders aufnahmefähig. Gehen Sie darauf ein, auch wenn es manchmal nervt, und stellen Sie selbst anregende Fragen, die das Kind beantworten soll. Dies fördert die geistige Kreativität und Wendigkeit.

Sie sehen schon: Ein Patentrezept für die Förderung gibt es nicht, denn die Entwicklungszyklen und Temperamente sind von Kind zu Kind verschieden. Vor allem gilt es, die individuellen Anlagen und Interessen eines Kindes zu erkennen und zu unterstützen.

© Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e.V. (LZG)
Text: Dr. Beatrice Wagner, www.beatrice-wagner.de Susanne Schneider, freistil-texte.de
Redaktion: Andrea Sudiana, E-Mail asudiana@lzg-rlp.de 


 

Weiterführende Links

Warum Spielen die beste Förderung für Kinder ist

Wie Babys und Kleinkinder lernen

Was Langeweile mit Lernen zu tun hat

Informationen zur Frühförderung bei Entwicklungsstörungen

Zur Förderung von hochbegabten Kindern informieren die Vereine Hochbegabtenföderung e.V. und Gesellschaft für das hochbegabte Kind e.V.


 

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