Hautprobleme bei Jugendlichen
Donnerstag,
16. April 2015
Die meisten Jugendlichen haben in der Pubertät mit Pickeln und Mitessern zu kämpfen. Sie leiden unter Akne. Das ist eine Erkrankung der Talgdrüsen der Haut, die mal stärker, mal schwächer auftreten kann.
60 Prozent der Jugendlichen sind von der sogenannten physiologischen Akne betroffen. Diese dauert ein paar Monate bis zwei Jahre, verläuft relativ milde und kann mit freiverkäuflichen Mitteln aus der Drogerie oder der Apotheke behandelt werden. 40 Prozent der Jugendlichen allerdings erwischt die klinische Akne – sie ist stärker ausgeprägt und dauert länger. Gegen diese klinische Akne sind Betroffene machtlos, sie gehört in die Obhut eines erfahrenen Hautarztes oder einer erfahrenen Hautärztin. Die physiologische als auch die klinische Akne können familiär veranlagt sein. Wenn beide Elternteile früher an Akne erkrankt waren, liegt die Wahrscheinlichkeit für ihre Kinder, ebenfalls eine Akne zu entwickeln, bei über 50 Prozent.
Am Ausbruch von Akne sind verschiedene Faktoren beteiligt. Zunächst einmal vergrößern sich in der Pubertät unter dem Einfluss der sich neu bildenden Sexualhormone die Talgdrüsen – und zwar bei Jungen als auch bei Mädchen. Die Talgdrüsen produzieren nun mehr Talg. Gleichzeitig kommt es zu einer vermehrten Bildung von Hornmaterial, das den Talgdrüsenkanal verstopft, weswegen der überschüssige Talg nicht abfließt. Es bilden sich fast unsichtbare Mitesservorstufen, aus denen sich Mitesser und entzündliche Pickel bilden können. Um diese Gefahr zu reduzieren, sollte zunächst einmal alles vermeiden werden, was die Verstopfung der Talgdrüsen unterstützen könnte. Das heißt, auf besonders fett- oder ölhaltige Salben und Cremes sollte verzichtet werden. Betroffene Körperstellen – also meist Gesicht, Brust beziehungsweise Dekolleté, sowie Schulter und Rücken – sollten täglich mit Wasser und einer pH-neutralen Waschlotion gereinigt werden.
Wie steht es um das Ausdrücken von Pickeln und Mitessern? Zunächst einmal gilt: Hände weg von entzündeten – geröteten – Pickeln. Die Entzündung entsteht nämlich durch Bakterien und durch das Ausdrücken können nicht nur Eiter heraus befördert werden, sondern gleichzeitig Bakterien tiefer in den Körper hinein gelangen, so auch in die Blutbahn. Selbst wenn das nicht passiert, besteht die Gefahr von Narbenbildungen. Das Ausdrücken gehört also, wenn überhaupt, in ärztliche Hände oder in die einer erfahrenen Kosmetikerin. Doch die Erfahrung lehrt, dass dieser Rat von Betroffenen oft nicht befolgt wird. Wenn Sie als betroffene Person sich also selbst heranwagen, beachten Sie folgende zwei Regeln. Erstens: Quetschen Sie nicht, denn damit verletzen Sie auch gesunde Haut! Zweitens: Hygiene ist das A und O! Reinigen Sie die Haut vorher und weichen Sie sie über einem Dampfbad oder mit einer warmen Gesichtskompresse auf. Dann umhüllen Sie beide Zeigefinger mit einem Kosmetiktuch und heben vorsichtig die eitrige Haube ab. Tupfen Sie anschließend die Stelle mit mildem alkoholhaltigem Gesichtswasser ab.
Unterstützend können Sie Aknemittel aus der Apotheke oder dem Drogeriemarkt auftragen. Wie eine Testzeitschrift im April 2015 veröffentlicht hat, gibt es gute und schlechte Aknemittel und darüber hinaus auch solche, die selbst Pickel verursachen. Mit einem sehr guten Testurteil haben Produkte mit dem alleinigen Wirkstoff Benzoylperoxid abgeschnitten, da diese gleichzeitig antibakteriell wirken. Alle anderen getesteten Wirkstoffe, darunter auch Schieferöle und das populäre Zinkoxyd, erhielten ein schlechtes Testergebnis. Hinzu kommt, dass manche Aknemittel Problemstoffe enthalten, vor allem polyzyklische aromatische Kohlewasserstoffe, gekennzeichnet als PAK. Ihnen wird krebserregende, erbgutverändernde und fortpflanzungsgefährdende Eigenschaften zugeschrieben werden. Wenn Sie ein für Sie passendes Aknemittel ausgewählt und auf die Haut aufgetragen haben, muss die Einwirkzeit eingehalten werden. Warten Sie deshalb mindestens zehn Minuten, bevor ein Abdeckstift zum Einsatz kommt.
Immer wieder wird auch die Rolle der Ernährung diskutiert. Fakt ist, dass es keine eindeutigen Belege gibt, ob Fettiges und Süßes das Hautbild beeinflusst. Wer allerdings feststellt, dass sich bestimmte Nahrungsmittel ungünstig auf die Haut auswirken, sollte seine Ernährung umstellen und die unverträglichen Lebensmittel weglassen. Weitere Faktoren wie Stress, Alkohol und vor allem Rauchen können zusätzlich zu vermehrter Aknebildung führen. Auch Sonne übrigens ist gar nicht so gut, wie man meinen mag. Zwar sind Hautrötungen auf gebräunter Haut weniger auffällig, allerdings reizen die UV-Strahlen die Haut und können die Akne sogar verstärken. Gehen Sie deswegen nur mit Sonnenschutzmittel in die Sonne. Aber auch hier gilt: Eine leichte Lotion anstelle eines klebrigen Sonnenöls haben sich eher bewährt.
Wer unter einer schweren klinischen Akne leidet, braucht darüber hinaus Hilfe von innen. Hier wird die Ärztin beziehungsweise der Arzt verschreibungspflichtige Medikamente verordnen. Ein wirksamer Wirkstoff ist Isotretinoin, ein Abkömmling der Vitamin-A-Säure. Tabletten mit diesem Wirkstoff führen zu einer Entzündungshemmung, vermindern die Talgdrüsenproduktion und hemmen die Hornmaterialproduktion. Allerdings hat dieses oft sehr effektive Mittel auch heftige Nebenwirkungen. Während der mehrmonatigen Therapie trocknet die Haut aus und wird empfindlich. Aufgesprungene Lippen und Nasenbluten können die Folgen sein, dazu ist das Medikament leberschädigend. Frauen im gebärfähigen Alter, die nicht sicher verhüten, und Schwangere dürfen das Medikament nicht einnehmen.
Junge Frauen, die über die Einnahme eines Empfängnisverhütungsmittels nachdenken, können auch überlegen, eine spezielle Antibabypille für eine Verbesserung des Hautbildes einzunehmen. Denn diese reduziert die Blutspiegel an bestimmten Sexualhormonen – mit reiner Haut als schönem Nebeneffekt.
© Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e.V. (LZG)
Text: Dr. Beatrice Wagner
Redaktion: Marielle Becker
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