Fingernägel als Spiegel der Gesundheit
Mittwoch,
1. März 2023
Schöne, gepflegte Fingernägel gelten als Aushängeschild einer Person. Wer damit nicht aufwarten kann, versteckt die Fingerspitzen lieber oder überdeckt sie mit künstlichen Nägeln. Dabei wird oft übersehen, dass Fingernägel Auskunft geben können über Krankheiten, die im Körper schlummern. Deshalb sollten Veränderungen aufmerksam beobachtet werden.
Wie sehen Fingernägel normalerweise aus?
Gesunde Fingernägel haben eine glatte, leicht gewölbte Oberfläche, sie sind fest und gleichzeitig elastisch. Sie schimmern rosa, sind zum Finger hin durch die Nagelhaut abgeschlossen und am oberen Ende strahlt ein kleiner, weißer Halbmond. So weit die Theorie. In der Praxis sehen die Fingernägel oft anders aus, nicht nur, wenn sie ungepflegt sind. Es gibt harmlose Veränderungen und solche, die auf eine Erkrankung – oder zumindest eine drohende Erkrankung – aufmerksam machen.
Welche Arten von Veränderung gibt es?
Fingernägel können sich in der Struktur, in der Farbe und in der Form verändern. Man nimmt an, dass dies im weitesten Sinne mit Störungen im Stoffwechsel und der Durchblutung zusammenhängt.
Veränderungen in der Struktur
- Veränderungen der Struktur sind leicht zu fühlen. Meist handelt es sich um Längsrillen. Sie sind in aller Regel vollkommen harmlos und kommen einfach mit dem Alter. Ganz selten stehen sie in Zusammenhang mit einer rheumatischen Erkrankung oder einer Lebererkrankung.
- Ähnlich sieht es mit Querrillen Sie gelten als unbedenklich, sind allerdings Ausdruck einer Wachstumsstörung auf Grund vorangegangener Erkrankungen. Infektionen, hohes Fieber, Chemotherapie oder extremer Stress können die Störung hervorrufen. Auch eine Verletzung des Nagelbetts, etwa durch eine Quetschung oder zu festes Zurückschieben der Nagelhaut, kann eine Ursache sein. Die Rillen treten meist lange nach dem eigentlichen Anlass auf und wachsen sich in der Regel wieder aus.
- Poröse, splitternde Fingernägel sind meist auf den intensiven Kontakt mit Wasser, Putzmitteln oder anderen Chemikalien zurückzuführen – all das kann dazu führen, dass die Nägel austrocknen. Auch Nagellackentferner, künstliche Nägel und Gelnägel tragen übrigens dazu bei. Bei einseitiger Ernährung kann das Splittern der Fingernägel ein Hinweis auf Vitaminmangel sein. Taucht das Problem plötzlich oder immer wieder auf, ist Vorsicht geraten: Es könnte ein Hinweis auf Schuppenflechte oder eine Schilddrüsenerkrankung sein und sollte ärztlich abgeklärt werden.
- Auch bei Tüpfelnägeln ist die Oberfläche nicht intakt, sondern hat kleine Grübchen. Dies kann eine Begleiterscheinung von Schuppenflechte und kreisrundem Haarausfall sein.
Veränderungen in der Farbe
- Die meisten Menschen dürften schon einmal weiße Wölkchen auf ihren Fingernägeln bemerkt haben. Nach wie vor ist der Glaube verbreitet, sie seien Ausdruck eines Ernährungsmangels – aber sie sind genauso harmlos wie ihre Namensgeber. Es sind Lufteinschlüsse, die durch kleine Verletzungen – zum Beispiel bei der Maniküre an der Nagelhaut – oder durch leichte Stöße entstehen und ganz natürlich wieder herauswachsen.
- Größere, milchig-weiße Verfärbungen sind manchmal Zeichen von entzündlichen Darmerkrankungen, Leberzirrhose oder Magengeschwüren.
- Gelbliche bis bräunliche Verfärbungen der Fingernägel können durch Nikotin oder dauerhaftes Lackieren der Nägel entstehen – in beiden Fällen helfen Verzicht oder längeres Pausieren. Oft ist die Gelbfärbung auch Vorbote eines Nagelpilzes. Da eine Pilzerkrankung sehr langwierig ist, lohnt es sich also, den verfärbten Nagel gut zu beobachten und ihn eventuell mit einem Mittel aus der Apotheke zu behandeln. Wird er dicker und poröser, ist der Gang in die hautärztliche Praxis angesagt.
- Ernsthafte Erkrankungen von Lunge, Galle und Leber gehen ebenfalls oft mit einer Gelbfärbung einher – der Name „Gelbsucht“ kann also auch auf die Nägel bezogen werden. Ebenso können Schuppenflechte, Lymphödeme und bestimmte Antibiotika Auslöser für gelbliche Nägel sein.
- Auffällig sind deutlich zweigeteilte, weiß-rötlichbraune Verfärbungen. Sie signalisieren eine schwere Nierenerkrankung, bei der eine Dialyse nötig ist.
- Sauerstoffmangel im Blut und Kreislaufstörungen zeigen sich, ähnlich wie bei den Lippen, durch eine bläuliche Färbung, die sich bei einem chronischen Herz-Lungen-Leiden in tiefes Blau wandelt.
- Blau-schwarze Fingernägel sind im harmlosen Fall auf einen Bluterguss nach einer Quetschung oder einer ähnlichen Verletzung zurückzuführen. Dunkle Flecken können aber auch Ausdruck von schwarzem Hautkrebs unter dem Nagel sein und müssen sofort untersucht werden. Vergiftungen können sich ebenfalls durch schwarze oder auch grüne Verfärbungen bemerkbar machen. Sie können durch Metalle, Medikamente oder Bakterien hervorgerufen sein.
Veränderungen in der Form
Fingernägel bzw. die Nagelbetten, in denen sie sitzen, sind von Natur aus unterschiedlich geformt: breiter oder schmaler, länger oder kürzer. Auch wenn kurz und breit vielleicht nicht dem aktuellen Fingernageltrend entspricht, ist dies kein Grund zur Besorgnis, sondern maximal ein Fall für die Maniküre. Anders verhält es sich mit deutlich abweichenden Formen, die meist schon durch ihre Namen gut beschrieben sind.
- Da wäre etwa der Uhrglasnagel. Er ist wie das Glas einer klassischen Armbanduhr nach oben gewölbt und geht meist mit verbreiterten Fingerspitzen, den so genannten Trommelschlegelfingern, einher. Diese Form deutet auf eine Herz- oder Lungenkrankheit hin.
- Beim Löffelnagel ist das Nagelbett nach unten gewölbt und die Spitze des Fingernagels zeigt nach oben. Ursache hierfür sind häufiger Wasserkontakt oder Eisenmangel.
- Krallennägel sind verdickt und stark gekrümmt, ähnlich wie Tierkrallen. Sie weisen auf Durchblutungsstörungen und Nervenschäden hin.
- Plateaunägel dagegen haben eine platte Oberfläche und fallen zu den Seiten hin steil ab. Magen-Darm-Erkrankungen und Störungen bei der Blutbildung können die Ursache sein.
Was bewirken Nagellack und Co.?
Gerade wenn die Nägel angegriffen sind, ist die Versuchung groß, Unregelmäßigkeiten abzudecken. Allerdings können die eigenen Fingernägel unter Lack, Gel und aufgeklebten Nägeln nicht atmen, sie trocknen aus oder werden porös und damit weiter anfällig für Keime. Deshalb wird empfohlen, auf Nagelschmuck in hygienisch sensiblen Umgebungen zu verzichten. Auch gesunde Nägel sollten nicht ununterbrochen abgedeckt werden, um Schäden zu vermeiden. Forschungen legen überdies nahe, dass das UV-Licht, wie es vor allem in Nagelstudios zum Trocknen und Härten verwendet wird, das Hautkrebsrisiko erhöht.
Welche Rolle spielt die Nagelpflege?
Sorgfältige und schonende Nagelpflege ist wichtig für gesunde Nägel. Benutzen Sie möglichst eine Glasfeile zum Kürzen, sie hinterlässt die glattesten Kanten. Verletzten Sie die Nagelhaut nicht, indem Sie sie schneiden oder ganz und gar entfernen. Weichen Sie sie mit einem Öl etwas ein und benutzen Sie ein Holzstäbchen zum sanften Zurückschieben. Die Hautbarriere schützt das Nagelbett und die Nagelwurzel nämlich vor dem Eindringen von Bakterien und Keimen, die zu Entzündungen führen können. Generell halten Cremes und Öle die Nägel geschmeidig und gesund.
Vorsicht ist übrigens geboten, wenn zur Stärkung der Nägel Nahrungsergänzungsmittel eingenommen werden. Das wird zwar oft empfohlen, die Wirkung dieser Mittel ist jedoch wissenschaftlich nicht belegt. Sie können helfen, aber auch schaden. So kann etwa Biotin, ein häufig genanntes Mittel gegen brüchige Nägel, bei einer Überdosierung die Aufnahme von Vitamin C behindern. Eine gesunde, vielseitige Ernährung dient dagegen auch der Gesundheit unserer Nägel.
Die Zeichen der Nägel ernst nehmen
So unterschiedlich die Ursachen von Veränderungen an den Fingernägeln auch sein mögen – sie sind erwiesenermaßen ein Spiegel unserer Gesundheit und sollten nicht ignoriert werden. Vor allem, wenn die Veränderungen plötzlich und ohne offensichtlichen Grund auftreten, muss ärztlicher Rat eingeholt werden.
© Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e.V. (LZG)
Text: Susanne Schneider freistil-texte.de
Redaktion: Birgit Kahl-Rüther, Mail: bkahl@lzg-rlp.de
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