Endometriose – mehr als nur Regelschmerzen
Sonntag,
1. Januar 2023
Endometriose ist die Bezeichnung für eine schmerzhafte Wucherung der Gebärmutterschleimhaut, an der in Deutschland jedes Jahr rund 40.000 Frauen neu erkranken. Insgesamt sind hierzulande mehr als zwei Millionen Frauen davon betroffen. Ihr Leidensdruck – körperlich und auch psychisch – ist mitunter groß. Dennoch wird Endometriose oft tabuisiert oder als „Regelschmerzen“ abgetan. Wie sich die gutartige, aber ernstzunehmende und oft belastende Erkrankung äußert und was Betroffene selbst dagegen tun können, erfahren Sie in diesem Beitrag.
Was ist Endometriose?
Als Endometriose werden Gebärmutterschleimhaut-ähnliche Gewebewucherungen außerhalb der Gebärmutterhöhle bezeichnet. Sie können zum Beispiel im Bauchraum, am Eierstock oder an den Eileitern auftreten, seltener an Blase oder Darm. Die Schleimhautwucherungen unterliegen den monatlichen weiblichen Hormonzyklen. Das heißt: Wie die Gebärmutterschleimhaut wachsen auch Endometriose-Wucherungen heran und werden anschließend wieder abgestoßen. Allerdings können sie nicht während der Monatsblutungen über die Scheide abfließen, sondern verbleiben im Körper. Dort kann sich das angestaute Gewebe entzünden und verwachsen. Manchmal entstehen im Eierstock blutgefüllte Hohlräume, sogenannte Zysten, und beeinträchtigen die Funktion der umliegenden Organe.
Das Krankheitsbild
Endometriose kann sich auf sehr unterschiedliche Art bemerkbar machen. Bei vielen Frauen sind die Beschwerden mild, bei anderen sind sie so stark, dass die Betroffenen ihrer Arbeit nicht mehr nachgehen können. Zu den häufigen Anzeichen der Endometriose gehören:
- Starke Schmerzen während der Monatsblutung
- Starke bzw. verlängerte Monatsblutungen
- Heftige Unterleibsschmerzen unabhängig von der Monatsblutung
- Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
- Schmerzen oder Blutungen bei der Blasen- und Darmentleerung
- Ausbleiben einer Schwangerschaft trotz ungeschütztem Geschlechtsverkehr
Diagnose und Behandlung
Die genauen Ursachen der Endometriose sind noch nicht bekannt. Meist beginnen die Beschwerden im Alter von 20 bis 30 Jahren. Bis klar ist, dass eine Frau unter Endometriose leidet, vergehen durchschnittlich sieben bis zehn Jahre. Manche Frauen erhalten die Diagnose erst dann, wenn sie bei unerfülltem Kinderwunsch ärztlichen Rat suchen. Bei etwa der Hälfte der Frauen, die ungewollt kinderlos bleiben, ist eine Endometriose der Grund.
Besteht der Verdacht auf Endometriose, tastet die Ärztin oder der Arzt den Unterbauch zunächst ab und führt dann meist eine Ultraschalluntersuchung durch. Noch mehr Klarheit bringt eine Bauchspiegelung – auch Laparoskopie genannt: Dazu wird unter Vollnarkose über einen kleinen Schnitt am Bauchnabel ein Endoskop eingeführt. Das ist ein Gerät, mit dem man in das Körperinnere hineinsehen und schädliches Gewebe abtragen kann. Damit ist es möglich, verdächtige Wucherungen im Unterbauch zu entdecken und sie gegebenenfalls gleich zu entfernen.
Endometriose ist zwar nicht heilbar. Mit Hilfe geeigneter Maßnahmen lassen sich die Beschwerden aber häufig in den Griff bekommen. Zu den möglichen Therapien gehört neben der operativen Entfernung der Wucherungen auch die Behandlung mit Hormonpräparaten und Schmerzmitteln.
Einige Frauen haben überhaupt keine Beschwerden. Sofern kein Kinderwunsch besteht und alle Organe normal arbeiten, ist bei ihnen keine Behandlung notwendig. Nach der Menopause, also der letzten Monatsblutung einer Frau, verschwinden die Symptome oft von ganz von allein wieder.
Was Betroffene selbst tun können
Zuallererst: Endometriose sind keine „Regelschmerzen“. Leichte Schmerzen während der ersten ein bis zwei Tage der Regel sind normal. Wenn diese sich aber ohne Medikamente kaum ertragen lassen oder sie außerhalb der Periode auftreten, sollten Sie eine frauenärztliche Praxis aufsuchen und dort offen über Ihre Schmerzen sprechen. Schmerzmittel dürfen nicht über längere Zeit ohne ärztliche Rücksprache eingenommen werden, denn auch Schmerzmittel haben Nebenwirkungen.
Es bestehen in Deutschland etwa 100 Endometriose-Zentren, die auf diese Krankheit speziell ausgerichtet sind. Außerdem gibt es auf Endometriose spezialisierte Kinderwunschzentren und Reha-Kliniken. Adressen und Informationen finden dazu Sie auf der Website der Endometriose-Vereinigung Deutschland e.V.
Vielen Frauen tut körperliche Bewegung gut. Probieren Sie aus, was Ihnen am meisten Spaß macht, zum Beispiel Nordic Walking, Beckenbodentraining oder vielleicht Wassergymnastik. Yoga, autogenes Training und andere Entspannungsmethoden können zudem helfen, Schmerzen, Stress und Ängste zu verringern.
Auch alternative Methoden wie Akupunktur, chinesische Kräutermedizin, Osteopathie oder Bewegungstherapie werden von vielen Frauen als hilfreich empfunden. Führen Sie Tagebuch – so können Sie herausfinden, was Ihnen guttut und die Beschwerden verringert.
Es gibt auch Selbsthilfegruppen, in denen sich Betroffene austauschen können und sich gegenseitig unterstützen und informieren. Die Kontakte zu Endometriose-Selbsthilfegruppen in Rheinland-Pfalz finden Sie im Internet auf der Website der „Landesarbeitsgemeinschaft der Selbsthilfekontaktstellen und Selbsthilfeunterstützung in Rheinland-Pfalz" – kurz LAG KISS RLP.
Die Endometriose-Vereinigung Deutschland e.V. ist eine bundesweite Selbsthilfeorganisation von und für Endometriose-Betroffene. Auf ihrer Website finden Sie zahlreiche Informationen und Kontakte.
Gut zu wissen!
Die Bundesregierung hat im Oktober 2022 beschlossen, die Aufklärungsarbeit im Bereich Endometriose zu verbessern und die Ursachen der Krankheit besser zu ergründen. Dazu will sie im Jahr 2023 erstmals Forschungsmittel in Höhe von fünf Millionen Euro bereitstellen.
© Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e.V. (LZG)
Text: Elke Matuschek, KOMPASS Gesundheitskommunikation, www.kompass-pr.de
Redaktion: Birgit Kahl-Rüther, Mail: bkahl@lzg-rlp.de
Weiterführende Links
- Zahlreiche Informationen zum Thema bietet die Endometriose-Vereinigung Deutschland e.V.
- Basiswissen zur Endometriose sowie eine Anleitung zum Führen eines Schmerztagebuchs finden Sie zum Beispiel in dieser Broschüre.
- Von der Stiftung Endometriose-Forschung ärztlich zertifizierte Endometrioseeinrichtungen
- Auf der Seite der LAG KISS RLP finden Sie Selbsthilfegruppen von A-Z in Rheinland-Pfalz, auch spezielle Endometriose-Selbsthilfegruppen.
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