Die Schilddrüse – Kleines Organ mit großem Einfluss
Freitag,
1. April 2022
Die Schilddrüse ist mit einem Normgewicht von nur 20 bis 30 Gramm bei einem gesunden Menschen ein winziges Organ – und dennoch ist sie lebenswichtig. Schilddrüsenhormone haben nämlich Einfluss auf nahezu den gesamten Stoffwechsel. Erkrankungen an der Schilddrüse sind häufig, am bekanntesten dürften die Gewichtsveränderungen bei einer Über- oder Unterfunktion sein. Aber sogar die Psyche kann unter einer Schilddrüsenerkrankung leiden. Auf keinen Fall sollte die Gesundheit der kleinen Power-Drüse unterschätzt werden.
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Schilddrüsenerkrankungen zu unterschätzen, ist fatal
Schilddrüsenhormone haben Einfluss auf nahezu den gesamten Stoffwechsel. Sie steuern die Geschwindigkeit der ablaufenden Funktionen. Versagt diese Steuerung – etwa durch eine Über- oder Unterfunktion der Schilddrüse – kann dies Einfluss auf Gewicht, Wärmehaushalt, Sexualfunktionen und allgemeine Vitalität haben. Zudem besitzen Schilddrüsenhormone Eigenschaften, die die psychische Grundstimmung beeinflussen und zu Wesensveränderungen führen können. Schilddrüsenerkrankungen können also auch zu den Ursachen von Depressionen und Angstzuständen zählen.
Der Schmetterling an unserer Kehle
Die Schilddrüse befindet sich im Bereich des Kehlkopfes, vor und zu beiden Seiten der Luftröhre. Sie besteht aus einem rechten und einem linken Seitenlappen. Da beide miteinander verbunden sind, spricht man auch von einem schmetterlingsförmigen Organ.
Die Hauptfunktion des Organs ist die Bildung jodhaltiger Schilddrüsenhormone. Diese Hormone sind Thyroxin – kurz T3 genannt – und Tetrajod-Thyronin – abgekürzt T4. Die Produktion von T3 und T4 wird mit Hilfe des Hormons TSH, welches von der Hirnanhangsdrüse gebildet wird, je nach Bedarf verstärkt oder gebremst.
Das geschieht bei einer Schilddrüsen-Überfunktion
Bei einer Überfunktion produziert die Schilddrüse zu viele Hormone und der Stoffwechsel läuft auf Hochtouren. Anzeichen hierfür können sein: Gewichtsverlust trotz gutem Appetit, Ruhelosigkeit, beschleunigter Puls, Zittern, Durchfälle, übermäßiges Schwitzen, Schlafstörungen oder Zyklusstörungen. Oft liegt der Überfunktion ein länger andauernder Jodmangel zugrunde. Die Schilddrüse versucht dann nämlich, dieser Unterversorgung entgegenzuwirken. Sie bildet autonomes Gewebe, auch bezeichnet als „warmer“ beziehungsweise „heißer Knoten“, und vergrößert sich somit. Die Vergrößerung der Schilddrüse, der sogenannte Kropf, produziert nun unkontrolliert Schilddrüsenhormone.
Eine besonders ausgeprägte Form der Schilddrüsenüberfunktion ist Morbus Basedow. Bei dieser Krankheit produziert das Immunsystem Abwehrstoffe gegen Strukturen der Schilddrüse, wodurch sie dazu angeregt wird, immer mehr Hormone zu bilden. Kennzeichen sind neben einem Kropf auch das Hervortreten der Augäpfel sowie Herzjagen.
... und das geschieht bei einer Unterfunktion
Bei einer Schilddrüsenunterfunktion entsteht im Körper ein Mangel an Schilddrüsenhormonen. Sie ist oft schwer zu erkennen, denn die Symptome Müdigkeit, Konzentrationsmangel, Desinteresse, Kälteempfindlichkeit und Gewichtszunahme können auch auf viele andere Ursachen hindeuten. Bei einer Schilddrüsenunterfunktion ist der Stoffwechsel verlangsamt, Grund dafür ist häufig eine chronische Entzündung. Eine besondere Form der chronischen Entzündung ist die Hashimoto-Thyreoiditis, die zu den Autoimmunerkrankungen gehört.
So wird die Schilddrüsenfunktion überprüft
Wenn Sie unklare Beschwerden haben, sollten Sie immer auch die Schilddrüse untersuchen lassen. Einige Hausärzte und Internisten haben sich darauf spezialisiert. Es gibt auch spezielle Schilddrüsenambulanzen und Schwerpunktpraxen. Ersten Aufschluss über die Schilddrüsenfunktion liefern die Blutwerte. Bei einer Überfunktion ist das regulierende Hormon TSH erniedrigt, die Hormone T3 und T4 sind erhöht. Bei einer Unterfunktion hingegen ist der TSH-Wert erhöht, die Werte der Schilddrüsenhormone T3 und T4 sind erniedrigt. Als Folge des verlangsamten Stoffwechsels bei einer Unterfunktion zeigen sich oft auch erhöhte Fett- und Cholesterinwerte.
Veränderungen der Schilddrüse können zunächst mit einer Ultraschalluntersuchung erkannt werden. Die Szintigraphie, eine nuklearmedizinische Methode, kann eine mögliche Fehlfunktion sichtbar machen. Dabei wird eine leicht radioaktive Substanz in die Blutbahn injiziert. Diese verteilt sich in der Schilddrüse und ermöglicht, die Jodkonzentration in einzelnen Bereichen bildlich darzustellen. Eine besonders aktive Stelle wird als „heißer Knoten“ bezeichnet, eine inaktive Stelle als „kalter Knoten“. Um darüber hinaus eine Autoimmunerkrankung zu erkennen, sind manchmal auch Gewebeproben nötig.
Therapien sind meist erfolgreich
Je nach Art und Schwere der Erkrankung gestaltet sich die Therapie unterschiedlich. Bei einer Überfunktion werden zunächst oft sogenannte Schilddrüsenhormonhemmstoffe eingesetzt. Diese bremsen die Hormonproduktion schnell, können aber die Überfunktion nicht ursächlich beseitigen. Deswegen folgt oft eine Radiojodtherapie oder eine Operation. Bei der Radiojodtherapie wird eine geringe Menge radioaktives Jod in einer Kapsel geschluckt. Über die Blutbahn erreicht das Jod die Schilddrüse, wird dort aufgenommen und zerstört überschüssige Schilddrüsenzellen. Damit beginnt die Schilddrüse zu schrumpfen. Der Erfolg dieser Therapiemethode kann einige Monate in Anspruch nehmen. Bei einem operativen Eingriff wird genau so viel von dem funktionsfähigen Schilddrüsengewebe entfernt, dass das verbleibende Gewebe nicht mehr in der Lage ist, den Körper mit Schilddrüsenhormonen zu überschwemmen. Bei einer Schilddrüsenüberfunktion ist es wichtig, kein zusätzliches Jod einzunehmen beziehungsweise sich genau an die ärztlichen Empfehlungen zu halten.
Bei einer Unterfunktion besteht die Therapie aus der Einnahme von Schilddrüsenhormonen. Mit ihrer Hilfe werden der Stoffwechsel und alle vom Schilddrüsenhormon abhängigen Vorgänge wieder aktiviert.
Fazit
Schilddrüsenerkrankungen kommen häufig vor und sind meist gut behandelbar. Sollten Sie Symptome bemerken, die mit einer Schilddrüsenfehlfunktion in Zusammenhang stehen könnten oder wenn Sie sich einfach unsicher sind, empfehlen wir, rechtzeitig zu einer Internistin oder einem Internisten zu gehen, oder suchen Sie eine Praxis für Endokrinologie auf.
© Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e.V. (LZG)
Text: Beatrice Wagner, beatrice-wagner.de / Susanne Schneider, freistil-texte.de
Redaktion: Andrea Sudiana, E-Mail asudiana@lzg-rlp.de
Weiterführende Links
Schilddrüsenliga Deutschland e.V.
Schilddrüsenzentrum am Marienhaus Klinikum Mainz
Klinischer Schwerpunkt Endokrinologie an der Uniklinik Mainz
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