Diabetes mellitus – vermeiden, erkennen und damit leben
Montag,
1. November 2021
Bei Diabetes handelt es sich um eine Stoffwechselkrankheit, bei der der Zuckerstoffwechsel gestört ist. Gründe können sein, dass entweder das Hormon Insulin nicht ausreichend vom Körper hergestellt wird, oder die Wirkung des Insulins vermindert ist. Ohne Insulin kann der Zucker, der über die Verdauung ins Blut gelangt, nicht wie vorgesehen im Körper verwendet werden. Zellen, die ihn dringend benötigen, werden schlapp – zum Beispiel die Muskelzellen. Darüber hinaus verursacht der klebrige Blutzucker Schäden im ganzen Körper: Er greift Nervenzellen und Blutgefäße an und verursacht schwerwiegende bis lebensbedrohliche Folgeerkrankungen.
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Diabetes Mellitus ist die vielleicht am meisten unterschätzte Volkskrankheit – das zeigt sich schon an dem verniedlichenden Namen „Zucker“. Dabei zieht die Erkrankung schwerwiegende Folgeerkrankungen nach sich, unter anderem am Herz-Kreislauf-System. Auch die Lebensqualität ist beeinträchtigt. Etwa ein Drittel der Betroffenen leidet gar an einer Depression. Dabei gibt es vergleichsweise einfache Möglichkeiten der Vorbeugung.
Eine weltweit unterschätzte Krankheit
Die Zahl der an Diabetes Erkrankten nimmt stetig zu – so auch in Deutschland. Geschätzte 347 Millionen Menschen leiden weltweit an der chronischen Stoffwechselerkrankung. In Deutschland sind es unter den Erwachsenen etwa 4,6 Millionen (das sind 7,2 Prozent der erwachsenen Bevölkerung). Dazu kommen schätzungsweise 1,3 Millionen (das entspricht 2 Prozent), bei denen die Erkrankung nicht diagnostiziert ist. Und jährlich erkranken mehr als 500.000 Erwachsene neu an Diabetes.
Auch immer mehr Kinder und Jugendliche haben Diabetes, und zwar nicht mehr nur den meist angeborenen Typ-1, sondern auch die „erworbene“ Variante Typ-2. Die Betroffenen haben ein erhöhtes Risiko für Folgeerkrankungen, und auch ihre Lebenserwartung sinkt.
Leider scheint der Ernst der Erkrankung vielen Menschen nicht bewusst zu sein. Dabei kann die persönliche Lebensweise viel dazu beitragen, ob jemand erkrankt und wie wirksam die Behandlung ist. Darauf macht der Weltdiabetestag am 14. November jedes Jahr aufmerksam.
Mit der Diagnose ändert sich das ganze Leben
Zwar sieht man den Betroffenen ihr persönliches Leid oft nicht an. Doch mit der Diagnose Diabetes geht ein tiefer Einschnitt im Leben eines Menschen einher. Viele Erkrankte müssen mehrmals täglich ihren Blutzucker messen. Sie müssen diszipliniert und regelmäßig ihre Medikamente einnehmen oder Insulin spritzen. Sie müssen sich mit ihrer Ernährung auf die Erkrankung einstellen und verbringen mehr Zeit als andere Menschen in ärztlichen Praxen und Kliniken. Und vor allem leben die Betroffenen immer in dem Bewusstsein, dass die Krankheit nicht heilbar ist und empfindliche Konsequenzen für die Gesundheit haben kann. Nervenschädigungen, Augenerkrankungen, Durchblutungsstörungen, Erkrankungen an Herz und Niere, ein erhöhtes Schlaganfallrisiko und Beeinträchtigungen der sexuellen Funktionen sind nur einige der möglichen Folgen. Solche Aussichten können die eigene Lebensenergie stark beeinträchtigen. Und tatsächlich leidet fast ein Drittel aller Erkrankten an einer Depression – das sind doppelt so viele Menschen wie in der Vergleichsgruppe ohne Diabetes.
Wie unterscheiden sich Typ-1 und Typ-2-Diabetes?
Beim Typ-1-Diabetes produziert die Bauchspeicheldrüse kein körpereigenes Insulin. Diese Form von Diabetes tritt oft schon im Kindes- oder Jugendalter auf und wird mit Insulinzufuhr behandelt. Sie macht ca. 10 Prozent aller Diabetes-Erkrankungen aus.
Bei Erwachsenen herrscht der Typ-2-Diabetes vor. Hierbei produziert die Bauchspeicheldrüse nicht mehr genügend Insulin oder das Insulin wirkt nicht mehr. Ursache ist meist ein Zusammenspiel aus Alter, genetischer Veranlagung und den Lebensumständen. Die Behandlung beginnt mit einer Lebensstiländerung, mündet aber dennoch häufig in eine Insulintherapie.
Ohne Insulin kann der Zucker, der über die Verdauung ins Blut gelangt, nicht wie vorgesehen im Körper verwendet werden. Zellen, die ihn dringend benötigen, werden schlapp – zum Beispiel die Muskelzellen. Darüber hinaus verursacht der klebrige Blutzucker Schäden im ganzen Körper, er greift Nervenzellen und Blutgefäße an und verursacht schwerwiegende bis lebensbedrohliche Folgeerkrankungen.
Welche Rolle spielt die persönliche Lebensführung?
Vor allem in den letzten 20 bis 30 Jahren ist die Anzahl der Diabetes-Erkrankten stark angestiegen. Dies ist teilweise darauf zurückzuführen, dass Menschen immer älter werden und die Insulinproduktion im Alter nachlassen kann.
Die Hauptursache für diesen Anstieg ist jedoch unser Lebensstil: Wir essen zu viel, zu fett, zu süß und bewegen uns zu wenig. All das fördert das Übergewicht – vor allem das schädliche Bauchfett – und kann zu Entzündungsreaktionen im Fettgewebe und zu einer nachlassenden Wirkung des Insulins führen. Die Risikofaktoren, die den Ausbruch der Zuckerkrankheit begünstigen, liegen also teilweise in unserer eignen Verantwortung. Besondere Achtsamkeit bietet jedoch die Chance, der Krankheit zu vorzubeugen, den Krankheitsausbruch hinauszuzögern oder bei bestehendem Diabetes einer Verschlechterung entgegenzuwirken.
Studien belegen, dass mediterrane Kost das Erkrankungsrisiko senkt und den Verlauf positiv beeinflusst. Hierbei werden Nüsse und pflanzliches Fett, besonders Olivenöl, bevorzugt. Der Anteil an Milchprodukten ist gering, ebenso wie der Alkoholkonsum. Die Gerichte haben häufig leichte Soßen aus Tomaten, Zwiebeln, Knoblauch und Gewürzen. Im Gegensatz zu einem Speiseplan mit viel tierischem Fett wirkt sich die mediterrane Diät günstig auf den Insulinstoffwechsel aus.
Andere Studien haben gezeigt, dass auch eine Gewichtsabnahme förderlich ist. Nach einem Verlust von nur dreieinhalb Kilogramm innerhalb von drei Jahren entwickelten nur halb so viele Menschen einen Diabetes-Typ-2. Essen Sie also weniger bzw. weniger kalorienreich und bewegen Sie sich mehr. Das ist gut für die schlanke Linie und für die Gesundheit. In großen Studien konnte zudem nachgewiesen werden, dass bei Menschen mit Übergewicht eine gesteigerte körperliche Aktivität den Ausbruch von Diabetes verhindern kann.
Früherkennung ist möglich!
Es ist wichtig, dass die Erkrankung so früh wie möglich festgestellt wird. Lassen Sie daher regelmäßig den Zuckergehalt im Blut untersuchen. Dies geht mit einem kleinen Piks, entweder im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung oder zwischendurch in einer Apotheke. Wenn Sie allerdings bereits wissen, dass auch andere Werte nicht stimmen, zum Beispiel Blutdruck oder Cholesterinspiegel, ist es sinnvoll, einen Blutzuckerbelastungstest durchführen zu lassen. Damit kann ein sich anbahnender Diabetes festgestellt werden.
Bei dem Test trinken Sie am Morgen nüchtern in der ärztlichen Praxis eine Zuckerlösung. Sofort danach sowie nach zwei Stunden wird der Blutzucker gemessen. Wenn dieser schnell ansteigt, arbeitet die Bauchspeicheldrüse nicht richtig. Durch das frühzeitige Feststellen ist es möglich, schnell gegenzusteuern und den Blutzucker zum Beispiel durch Lebensstiländerung in Schach zu halten, bevor er seine schädliche Wirkung entfaltet. Anschließend ist eine regelmäßige Blutzuckerkontrolle wichtig. Sie gewährleistet, dass der Zeitpunkt für weitergehende Maßnahmen, etwa eine medikamentöse Therapie, rechtzeitig erkannt wird.
© Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e.V. (LZG)
Text: Beatrice Wagner beatrice-wagner.de, Susanne Schneider, freistil-texte.de
Redaktion: Birgit Kahl-Rüther, Mail: bkahl@lzg-rlp.de
Weiterführende Links
Diabetes in Deutschland – Bericht der Nationales Diabetes-Surveillance des Robert-Koch-Instituts
Zum Zusammenhang zwischen Diabetes und Depression
Ausführliche Informationen, Hilfeadressen und Tipps bietet das Diabetesinformationsportal.
Bei der Deutschen Diabeteshilfe stehen für Betroffene direkte Ansprechpersonen bereit.
Risiko-Check und mehr gibt es bei der Deutschen Diabetes-Stiftung
Selbsthilfegruppen, auch für Kinder und Jugendliche in Rheinland-Pfalz, nennt die Selbsthilfe RLP
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