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Bewegung als Medizin: Sportliche Wege zur Prävention und Therapie von Krebs

Samstag, 1. Februar 2025

Bewegung unterstützt die Krebstherapie – diese Erkenntnis hat sich in der Krebsmedizin durchgesetzt. Wurde früher während der Behandlung vor Anstrengung gewarnt und Ruhe verordnet, ist heute wissenschaftlich belegt, dass körperliche Aktivität den Krankheitsverlauf bei Krebs positiv beeinflusst. In der Nachsorge unterstützt Sport Patientinnen und Patienten dabei, wieder fit zu werden. Und auch zur Vorbeugung verschiedener Krebserkrankungen kann regelmäßige Bewegung einen Beitrag leisten.

Hier können Sie den Gesundheitstext anhören:


Krebsrisiko sinkt durch körperliche Aktivität

Die Wissenschaft schätzt, dass in Deutschland mehr als fünf Prozent aller Krebsfälle durch sportliche Bewegung vermeidbar wären. Bei den häufigsten Tumorarten zeigen Untersuchungen, dass ihre Entstehung sogar zu 15 Prozent auf Bewegungsmangel zurückgeht.

Zu den Krebsarten, gegen die Sport vorbeugt, gehören Dickdarmkrebs, Brustkrebs nach den Wechseljahren, Gebärmutterkörperkrebs, Blasenkrebs, Speiseröhrenkrebs, Magenkrebs und Nierenkrebs. Aber auch bei Lungenkrebs, Leberkrebs, Eierstockkrebs sowie Prostata- und Bauchspeicheldrüsenkrebs wird eine risikosenkende Wirkung festgestellt. Langes Sitzen scheint dagegen das Risiko für Dickdarmkrebs, Gebärmutterkörperkrebs und Lungenkrebs zu erhöhen.

So beugt Bewegung Krebserkrankungen vor

Auch wenn über die genauen Mechanismen noch relativ wenig bekannt ist, lässt sich sagen: Sport wirkt sich vor allem auf die Risikofaktoren für Krebs aus. Dazu gehört zum Beispiel Übergewicht – das man mit regelmäßiger Bewegung zumeist verhindern kann. Übergewicht birgt die Gefahr, dass das Fettgewebe chronische Entzündungen im Körper auslöst. Diese wiederum fördern die Entstehung von Krebszellen. Gleichzeitig verstärkt Bewegung die Produktion von entzündungshemmenden T-Zellen.

Die gesteigerte Durchblutung beim Sport stärkt das Immunsystem, so dass es besser in der Lage ist, Krebszellen abzuwehren. Beim Sport verbraucht der Körper außerdem viel Glukose – ein Stoff, den Krebszellen für ihr Wachstum benötigen.

Da Sport den Spiegel von Sexualhormonen senkt, reduziert er das Risiko, an hormonabhängigen Krebsarten, wie bestimmten Formen von Brustkrebs, zu erkranken. Und indem der Stoffwechsel angeregt wird, werden krebserregende Stoffe schneller ausgeschieden, haben also weniger Zeit, Schaden anzurichten.

Weitere Effekte sind, dass sportliche Menschen oft zu einer generell gesünderen Lebensweise neigen, ihren Körper aufmerksamer wahrnehmen und so Veränderungen schneller bemerken.

Sport hilft bei der Krebstherapie

Wer sich im Alltag viel bewegt und eine gute Kondition hat, kommt möglicherweise schon deshalb besser durch eine Krebserkrankung. Doch auch bei bisher Ungeübten wird Bewegung immer öfter als Ergänzung der medizinischen Krebstherapie eingesetzt. Die Stärkung der Ausdauer, die Verbesserung des Immunsystems und der Aufbau verlorener Muskelmasse können die Nebenwirkungen von Chemotherapie, Bestrahlung oder Medikamenten lindern.

Bewegung fördert die Schlafqualität und trägt so zu besserer Regeneration während der Behandlung bei. Gleichzeitig ist Sport ein wichtiger therapeutischer Ansatz gegen das Fatigue-Syndrom. Unter dieser chronischen Erschöpfung leiden viele Krebserkrankte. Sie kann als Therapie-Nebenwirkung auftreten oder als Langzeitfolge.

Nicht zu vernachlässigen sind die Effekte von körperlicher Aktivität auf das seelische Wohlbefinden. Sie kann helfen, den eigenen, vielleicht durch die Krankheit veränderten Körper anzunehmen und Selbstvertrauen aufzubauen. Körperliche Aktivität hilft beim Stressabbau und verbessert die Schlafqualität. Dadurch, dass Sport Glückshormone freisetzt, kann er die Stimmung aufhellen und auch so zu einer schnelleren Genesung beitragen. Empfehlenswert ist es, sich zum Sport einer Gruppe anzuschließen oder sich mit anderen Krebsbetroffenen zusammenzutun. Das soziale Miteinander steigert die Motivation, sich regelmäßig zu bewegen, und der Austausch mit anderen tut den meisten Menschen gut.

Nach der Therapie: In Bewegung bleiben

Sport ist auch fester Bestandteil der Krebsnachsorge, denn körperliche Aktivität senkt die Wahrscheinlichkeit, dass eine Krebserkrankung erneut auftritt. Zu den meisten Rehas gehört ein Sportprogramm, das anschließend fortgeführt werden sollte. Krebsbetroffene haben deshalb das Anrecht auf Reha-Sport, der ärztlich verordnet werden kann. Die Krankenkassen unterstützen die Teilnahme an entsprechenden zertifizierten Sportangeboten.

Welcher Sport ist bei Krebs geeignet?

Es gibt keine spezielle Sportart, keine besonderen Übungen ausschließlich für Krebsbetroffene. Allgemein sprechen sich Fachleute für einen Mix aus Ausdauer- und Muskeltraining aus. Es kann jedoch sein, dass bestimmte Sportarten nach einer Erkrankung weniger gut geeignet sind. Nach einer Brustkrebsoperation beispielsweise sind Sportarten ungünstig, bei denen Arme und Schultern belastet werden. Sanftes Yoga, Schwimmen oder Radfahren dagegen tun Brustkrebspatientinnen gut. Nach einer Prostata-OP ist das Fahrradfahren für längere Zeit tabu, Beckenbodengymnastik dagegen hilfreich. Welche Bewegungsform für Sie ratsam ist, besprechen Sie am besten mit Ihrer Ärztin, Ihrem Arzt oder speziell ausgebildeten Trainingsfachleuten, ebenso die Dauer und die Intensität der Belastung.

Um Krebs vorzubeugen, gelten die üblichen Empfehlungen für gesunde Bewegung bei Erwachsenen:

  • Je nach Anstrengung 75 bis 300 Minuten Ausdauersport wie Radfahren, Schwimmen, Joggen oder Walken pro Woche
  • Muskeltraining für den ganzen Körper an zwei Tagen pro Woche
  • Koordinations- und Gleichgewichtsübungen für ältere Erwachsene an drei Tagen pro Woche.

Viele Krankenkassen bieten im Rahmen ihrer Präventionsprogramme Bewegungskurse an oder fördern sie finanziell – damit leisten Sie für Ihren Körper umfassende Gesundheitsvorsorge, nicht nur im Hinblick auf eine Krebserkrankung.

© Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e.V. (LZG)
Text: Susanne Schneider, freistil-texte.de Redaktion: Birgit Kahl-Rüther, Mail: bkahl@lzg-rlp.de


 

Weiterführende Links

Ausführliche Erläuterungen und praktische Tipps für das Leben mit Sport und Krebs gibt die Deutsche Krebshilfe. In Zusammenarbeit mit dem DOSB und der Deutschen Sporthochschule Köln hat sie auch Tipps für Einsteiger und Fortgeschrittene zusammengestellt – mit Trainingsplänen zum Herunterladen.

Bei der Deutschen Krebshilfe finden sich auch ausführliche Informationen zu Sport bei einzelnen Krebsarten.

Die Deutsche Krebsgesellschaft informiert auf ihrem Internetportal über Bewegung bei Krebs .


 

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