Asthma bei Kindern
Dienstag,
1. Mai 2018
Asthma bronchiale – meist kurz Asthma genannt – ist die häufigste chronische Erkrankung bei Kindern und Jugendlichen. Mit einer geeigneten Therapie, die aus Medikamenten und unterstützenden nichtmedikamentösen Maßnahmen wie etwa Patientenschulungen besteht, lässt sich die Krankheit in der Regel gut kontrollieren.
Zahlen zur Häufigkeit
Vier Prozent der Kinder und Jugendlichen im Alter von 3 bis 17 Jahren leiden – über einen Zeitraum von einem Jahr hinweg gemessen – an ärztlich diagnostiziertem Asthma bronchiale. Dies ist das Ergebnis der KiGGS-Studie Welle 2 des Robert-Koch-Instituts, die im März 2018 vorgestellt worden ist. Auf die Lebenszeit bezogen ist sogar jedes zehnte Kind betroffen.
Das passiert im Körper
Asthma bronchiale ist eine chronische Entzündung der Atemwege, die mit einer Überempfindlichkeit gegenüber verschiedenen Reizen verbunden ist. Dabei schwellen die Schleimhäute an, es wird vermehrt zäher Schleim gebildet und die Bronchien verkrampfen. Dies führt zu einer Verengung der Atemwege und damit zu Atemnot. Besonders das Ausatmen fällt schwer und wird oft von pfeifenden Atemgeräuschen begleitet.
Dieser Zustand kann sich anfallsweise verstärken, vor allem dann, wenn das betroffene Kind mit einem Asthma-Auslöser Kontakt hat. An erster Stelle sind dies Birke-, Haselnuss- und Gräserpollen, Hunde- und Katzenhaare, Hausstaubmilben, Schimmelpilzsporen und manchmal Nahrungsmittel. Grundsätzlich können alle Allergene, die Heuschnupfen verursachen, auch zu Asthma und Asthmaanfällen führen. Da die Bronchien der Erkrankten überempfindlich sind, vertragen sie oft weder Kälte und Staub noch körperliche Anstrengungen – vor allem, wenn Maximalleistungen gefordert sind, wie etwa beim Sprinten oder Squash-Spielen. Auch überwältigende Emotionen wie Angst, Ärger oder große Freude können einen Anfall auslösen.
Der richtige Umgang mit Belastung und Sport
Weil die Asthma-Auslöser so unterschiedlich sind, wird die Erkrankung eingeteilt in „vorwiegend allergisch“ und „nicht allergisch“. Die Auslöser zu kennen, ist sehr wichtig, denn so kann das Kind weitgehend davon ferngehalten werden. Allerdings kann die Ärztin oder der Arzt oft nicht auf Anhieb alle Auslöser und Gefahren identifizieren, da Asthma eine komplexe Erkrankung ist. Genauso wichtig wie der ärztliche Rat ist daher, dass Eltern und auch das asthmakranke Kind selbst zu Experten werden und lernen, den Zustand der Bronchien einzuschätzen. Schulungsprogramme für Kinder und ihre Eltern helfen dabei, mit der Krankheit umzugehen und sie selbst zu überwachen. Das Kind kann so lernen, wie viel Belastung es verträgt und welche Situationen es meiden muss.
Lange Zeit wurden asthmakranke Kinder vom Sportunterricht befreit, um sie zu schonen. Nach heutigem Erkenntnisstand ist dies jedoch nicht der richtige Weg. Denn zum einen fühlen sich die Kinder ausgegrenzt und zum anderen wirkt sich eine gut dosierte körperliche Anstrengung positiv auf die Atemwege aus. Empfohlen wird daher, betroffene Kinder am Sportunterricht teilnehmen zu lassen. Geeignet sind viele Sportarten, insbesondere Schwimmen, Radfahren, Joggen oder Fußballspielen. Sportarten mit kurzfristigen Höchstleistungen sollten allerdings vorsichtig angegangen werden. Ganz wichtig ist auch, dass das Kind immer sein Notfallspray dabei hat, falls es zu plötzlicher Atemnot kommt. Generell müssen die Sportlehrkräfte beziehungsweise die Trainerin oder der Trainer über die Krankheit des Kindes informiert sein, damit es zwar gefordert, aber nicht überfordert wird.
Keine Entwarnung bei Haustieren
Auch wenn sich die Fachmeinung zum Thema Sport geändert hat, gibt es in einem anderen Punkt, der für viele Kinder besonders wichtig ist, keine Entwarnung: bei Haustieren. Tiere mit Fell, die im Haus leben, sind für Kinder mit überwiegend allergischem Asthma tabu. Man kann zu nahezu 100 Prozent vorhersagen, dass Kinder mit Heuschnupfen oder einer Milbenallergie Asthma entwickeln, wenn ein solches Haustier zuhause einzieht. Hier müssen Eltern leider konsequent bleiben und ihrem Kind zuliebe die Haltung eines Haustieres verbieten.
Die Rolle der Eltern
Hat ein Kind einmal einen Asthma-Anfall erlebt und ist die Erkrankung diagnostiziert, müssen Eltern davon ausgehen, dass das Kind stark verunsichert ist und permanent Angst vor Atemnot hat. Hier sind Geduld und Einfühlungsvermögen gefordert, denn das Kind braucht eine stärkende Bezugsperson, wenn es sich verzweifelt, ängstlich und mutlos fühlt. An anderen Tagen wird es vielleicht wütend sein und rebellieren, wenn es wegen der Krankheit auf etwas verzichten muss.
Eltern können ihrem Kind sein Schicksal nicht ersparen, aber sie können ihm helfen: Je mehr sie über die Krankheit wissen, desto berechenbarer wird sie, und desto genauer können Erwachsene ausloten, was ein Kind darf und verträgt. Das verringert das Risiko eines Anfalls und vermeidet unnötige Einschränkungen.
Neue Einteilung nach Kontrollierbarkeit
Nach heutigen Kriterien wird Asthma nicht mehr nach Schweregraden eingeteilt, sondern nach Kontrollierbarkeit. Es gibt „kontrolliertes“, „teilweise kontrolliertes“ und „nicht kontrolliertes“ Asthma – abhängig davon, wie gut jemand auf die Behandlung anspricht, wie zuverlässig die Medikamente eingenommen werden oder ob eine Desensibilisierung durchgeführt werden kann. Die Desensibilisierung, auch Immuntherapie genannt, ist eine Art Impfung gegen die anfallsauslösenden Allergene. Sie funktioniert heute auch ohne Spritze, und zwar ganz einfach oral mit Tropfen oder Tabletten. Sie ist ein wesentlicher Faktor, um Asthma in den Griff zu bekommen.
Das Kind sollte also wissen: Die Krankheit ist nicht heilbar, aber kontrollierbar. Und abgesehen davon bestehen gute Chancen, dass sich die Krankheit auswächst oder zumindest mit dem Älterwerden verbessert.
© Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e.V. (LZG)
Text: Dr. Beatrice Wagner
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