Angststörungen und Panikattacken – Die Chancen auf Hilfe sind gut
Montag,
1. August 2016
Circa 14 Prozent der Erwachsenen sind von Angststörungen betroffen
Die Angst ist eine äußerst wichtige Grundemotion. Sie warnt uns vor gefährlichen Situationen und bringt uns in einen Zustand der Alarmbereitschaft. Es ist überlebensnotwendig, Angst empfinden zu können. Angst kann aber auch eskalieren, entgleisen, sich verselbstständigen und zu einer schweren und destruktiven Krankheit werden. Dies wird als Angststörung bezeichnet. Davon sind laut Bundes-Gesundheitssurvey in Deutschland im Laufe eines Jahres etwa 14 Prozent der erwachsenen Menschen betroffen. Weltweit bekommen fast jede fünfte Frau und jeder zehnte Mann einmal im Leben eine Angststörung. Kennzeichnend dafür ist, dass die Angst keine Warnfunktion mehr erfüllt, sondern in harmlosen Momenten auftritt.
Was passiert im Gehirn?
Bei jeder Form der Angststörung ist das Angstzentrum im Gehirn überaktiv und wird durch sorgenvolle Gedanken in einem erhöhten Erregungszustand gehalten. Wie generell bei psychischen Erkrankungen können die Ursachen in einer familiären Veranlagung, in frühkindlichen Erfahrungen, traumatischen Erlebnissen und Persönlichkeitsstörungen liegen. Meist ist eine Kombination von mehreren Faktoren für eine Angststörung verantwortlich.
Das Wesen der generalisierten Angststörung
Bei einer generalisierten Angststörung leiden die Betroffenen permanent unter Anspannung, Besorgnis und Befürchtungen in Bezug auf alltägliche Ereignisse. Dabei ist die Angst nicht auf spezielle Situationen und Objekte begrenzt. Häufig kreist sie um den Gedanken, man selbst oder Angehörige könnten demnächst erkranken oder einen Unfall haben. Diese Sorge wird zum Dauerbegleiter und beeinträchtigt die Lebensqualität ganz enorm.
Die Panikattacke und ihre Symptome
Bei einer Panikattacke, die auch zu den Angststörungen zählt, wird durch eine Fehlleistung des Gehirns das Angstzentrum anfallsartig verstärkt aktiviert, was unter anderem zu einer vermehrten Ausschüttung von Adrenalin führt. Als Symptome können starkes Herzklopfen, Brustschmerz, Erstickungsängste, Schwindel, Engegefühl in der Brust und Entfremdungsgefühle auftreten. Deshalb denken Menschen mit Panikattacken meist zunächst an eine schwere Herzerkrankung. Durch diese Einordnung als körperliche Krankheit, die lebensbedrohlich erscheint, wird die Angst bis hin zur Todesangst verstärkt, die Beschwerden nehmen zu und es entsteht ein Teufelskreis. Nach 15 bis 20 Minuten, wenn der Adrenalinspiegel im Blut wieder von alleine sinkt, klingen die Symptome in der Regel wieder ab. Doch 15 bis 20 Minuten sind lang. Oft wird verständlicherweise der Notarzt alarmiert, der keinen Fehler machen möchte und die betroffene Person ins Krankenhaus einweist.
Therapie bei Panikattacken
Bei einer Panikattacke ist ein Krankenhausaufenthalt jedoch nicht nötig. Vielmehr sollte direkt nach den ersten Panikattacken eine Psychotherapie einsetzen – vor allem die kognitive Verhaltenstherapie ist geeignet. Dabei lernen die Betroffenen, dass Panikattacken fast immer gleich verlaufen – und dass sie wieder abklingen, ohne dass Lebensgefahr besteht. Zur Therapie gehört auch die Konfrontation mit belastenden Situationen. Wer zum Beispiel panische Angst vor dem Fliegen hat, lernt im Rahmen einer Therapie, sich überhaupt erst einmal in ein Flugzeug zu begeben oder sich einer entsprechenden Computersimulation auszusetzen. Dabei verstärkt sich die Erkenntnis, dass die Situation keine wirkliche Gefahr birgt. Zudem lernen Betroffene, ihren Körper durch Atemübungen zu entspannen, etwa mit der Methode der Progressiven Muskelrelaxation nach Jacobson.
Therapie bei einer generalisierten Angststörung
Im Falle der generalisierten Angststörung kommt ebenfalls häufig eine Verhaltenstherapie zum Einsatz. Ziel der Therapie ist es, Fertigkeiten zu entwickeln, um fehlerhafte und einseitige Annahmen und Gedanken selbstständig zu erkennen, zu unterbrechen und zu korrigieren. Auch hier spielt die Konfrontation mit den angstauslösenden Situationen eine große Rolle.
Begleitend: Die medikamentöse Therapie
Parallel zur Psychotherapie erhalten Angst-Patienten oft ein Antidepressivum. Sogenannte Serotonin-Wiederaufnahmehemmer sowie Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer setzen die Erregungs- und Angstschwelle hoch, mit der Konsequenz, dass der innerliche Erregungszustand sinkt. Zur kurzfristigen Angstlösung werden auch Benzodiazepine als Notfallmedikation eingesetzt, für den langfristigen Gebrauch sind sie jedoch ungeeignet.
Studien zu neuen Therapien
Die Zukunft der Angsttherapie könnte dem Hormon Oxytocin zu gehören. Erste vielversprechende Studien konnten nachweisen, dass dieses Hormon im Gehirn das Furchtzentrum hemmt, wenn es als Nasenspray gegeben wird. Weitere Untersuchungen dazu müssen jedoch abgewartet werden.
Gute Prognose für Patienten mit einer generalisierten Angsttherapie
Die Prognose ist bereits heute günstig: 47 bis 75 Prozent der von einer generalisierten Angststörung betroffenen Menschen, die eine Verhaltenstherapie machen, gelten danach als geheilt.
© Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e.V. (LZG)
Text: Dr. Beatrice Wagner
Redaktion: Marielle Becker
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